Sonntag, 24. Juli 2011

Maggie Stiefvater - Shiver (Nach dem Sommer)

Inhalt:

When a local boy is killed by wolves, Grace's small town becomes a place of fear and suspicion. But Grace can't help being fascinated by the pack, and by one yellow-eyed wolf in particular. There's something about him - something almost human.

Then she meets a yellow-eyed boy whose familiarity takes her breath away...

(Klappentext)

Meine Meinung:

Dieses Buch ist eines der hinterhältigsten, das ich je gelesen habe. Wenn man so etwas von einem Buch behaupten kann.

Der Grund, warum ich es überhaupt gekauft und gelesen habe ist der, das viele, auf deren Meinung ich in Sachen Büchern eigentlich viel halte, es gelesen haben und hellauf begeistert waren. Dann muss es wohl gut sein, dachte ich, auch wenn mich der Inhalt auf den ersten Blick wenig begeisterte. Mädchen verliebt sich in Werwolf. Wieso kam mir das nur so bekannt vor?

Die ersten Seiten waren recht viel versprechend. Grace war mir von Anfang an sympathisch und ich war sofort mitgerissen von der Faszination, die die Wölfe auf sie ausübten. Vor allem einer, der sie seit Jahren jeden Winter aus dem Wald hinter ihrem Garten beobachtete.

Eigentlich ein guter Anfang, der ein Jugendbuch versprach, in das man sich so richtig hineinträumen konnte. Vor allem an verregneten Ferientagen…

Da hatte ich mich allerdings zu früh gefreut, denn bevor ich überhaupt richtig begriffen hatte, was los war, hatte sich der Wolf schon in einen Menschen verwandelt (Grace nahm diese Tatsache für meine Begriffe etwas zu gelassen auf). Grace und Sam waren von nun an ein Liebespaar. Was folgte waren 300 Seiten Gesülze und Geturtel. Ja, ich mag romantische Bücher. Ich finde das schön. Aber nicht 300 Seiten lang. Nicht, wenn es mehr oder weniger der einzige Inhalt dieser 300 Seiten ist und somit den Großteil des Buches ausmacht. Hin und wieder passierte dann mal etwas, um wenigstens den Anschein zu erwecken, als gäbe es noch ein Leben außerhalb.

Das war noch etwas, was mich sehr gestört hat. Alle anderen Figuren, ja die ganze Kleinstadt waren mehr oder weniger nur eine platte Kulisse, vor der Grace und Sam als Romeo und Julia ins Rampenlicht traten und alles andere in den Hintergrund drängten. Man stelle sich das vor: In einer amerikanischen Kleinstadt treiben Wölfe ihr Unwesen und überfallen Menschen. Was passiert? Ein paar Männer gehen in den Wald, schießen ein bisschen und gehen dann wieder nach hause. Damit scheint die Sache vorbei und vergessen und niemand kümmert sich mehr groß darum… Ich wage mal zu behaupten, dass das in der Realität etwas anders ausgesehen hätte.

Und dann Sam… Eigentlich mochte ich ihn. Bis auf die Tatsache, dass er mich grundsätzlich in seinem Verhalten sehr an eine andere Romanfigur erinnert hat. Immer sehr auf Höflichkeit und Zurückhaltung bedacht. Immer hatte er Angst, Grace zu nahe zu kommen, wollte alles richtig und zum richtigen Zeitpunkt machen. Grundsätzlich traumhaft, aber in diesem Fall sehr überzogen und irgendwann einfach nur noch nervig. Will er sie oder nicht??

Ich muss gestehen, ich habe mehr als einmal ernsthaft darüber nachgedacht, das Buch in irgendeine Ecke zu pfeffern. Was um alles in der Welt soll an dieser Geschichte so toll sein? Das war dann der Grund, warum ich doch weiter gelesen habe: meine Neugier war zu groß, ob da nicht doch noch irgendwann der Knaller kam…

Leider kam er tatsächlich. Leider, weil es für meine Begriffe nach über 300 Seiten einfach zu spät war. Endlich kam etwas Action, die Handlung wurde sprunghaft in Gang gesetzt, Konflikte, die bis dahin nur so vor sich hin gedämmert hatten, kamen endlich ans Licht. SO hatte ich mir das vorgestellt. Auch kamen nun endlich ein paar weitere Charaktere ins Spiel, von denen ich gerne mehr gelesen hätte, wie Beck zum Beispiel. Genauso wie Paul und Shelby kam er leider viel zu kurz, dabei hätte man so viel daraus machen können. Die letzten hundert Seiten flogen dann nur so dahin und ich ärgerte mich grün und blau, weil ich schon befürchtete, es könnte einen solchen Cliffhanger geben, dass ich mir den nächsten Band doch noch kaufen müsste. Zum Glück war das Ende für mich befriedigend genug.

Trotz allem kann ich nicht leugnen, dass das Buch angenehm zu lesen war, Maggie Stiefvater hat einen wirklich schönen, leicht zu lesenden Schreibstil. Hin und wieder auch sehr witzig.

Was am Ende bleibt ist aber schlicht und einfach Fassungslosigkeit. Wie kann man eine solche Geschichte mit solchem Potential so in den Sand setzen? Wirklich schade. Dennoch war es nette Unterhaltung für ein paar Stunden, an den Fortsetzungen bin ich jedoch definitiv nicht interessiert.

Im Übrigen habe ich Vergleiche mit einer gewissen anderen Serie bewusst vermieden in dieser Rezi, auch wenn sie mir teilweise wirklich unter den Nägeln brannten. An diese andere Serie kommt Shiver leider nicht einmal ansatzweise heran…


Bewertung:

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