Dienstag, 3. August 2010

Charlotte Thomas - Der König der Komödianten



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Verlag: Lübbe
Seiten: 698


Inhalt:

Veneto 1594: Sie sind ein bunt zusammengewürfelter Haufen - eine bezaubernde Hauptdarstellerin, ein waffenstarrender Zwerg, ein schlitzohriger Intendant und dessen bockige Enkelin. Mitten hinein in dieses schillernde Ensemble gerät der achtzehnjährige Marco, der noch nicht viel von der Welt gesehen hat.

Der unerfahrene Jüngling ist begeistert von der faszinierenden Welt des Theaters und zieht mit der Truppe nach Venedig, wo es bald um Sein oder Nichtsein geht: Nur ein neues Stück kann das Ensemble noch vor dem Ruin retten. Vom Kulissenschieber steigt Marco zum Gehilfen des trunkensüchtigen Bühnendichters auf und dann zum Autor seines eigenen Stücks. Doch bis er dieses auf die Bühne bringen kann, muss er noch viel lernen. Über das Schreiben. Über die Liebe. Und vor allem über das Leben selbst.

Meine Meinung:

Dass ich historische Romane oft als mein Lieblingsgenre angebe, aber noch kein einziges Buch von Charlotte Thomas gelesen habe, grenzte ja schon fast an ein Verbrechen! Daran musste sich also schnell etwas ändern und zum Glück habe ich dann die Leserunde zu Der König der Komödianten (auf leserunden.de) entdeckt.

Die größte Hürde, die ein Buch nehmen muss, um von mir gelesen zu werden, ist das Cover. Irgendwie bin ich sehr darauf fixiert und wenn es mir nicht gefällt, hat es eine Geschichte schon sehr schwer bei mir - da muss sich der Autor dann wirklich etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Aber auch wenn das bei diesem Buch sicherlich gelungen wäre - denn die Idee einen eher lustigen historischen Roman zu schreiben ist schon ziemlich genial - war ich vom Titelbild von Anfang an bezaubert. Tatsächlich keine kopflose Dame, sondern ein Bild, das etwas über den Inhalt aussagt und dazu noch wunderschön ist: Eine Maske und eine Rose im Vordergrund, dahinter die Umrisse von Venedig. Das ist aber noch nicht alles: Als ich das Buch zum ersten Mal aufschlug, machte ich fast einen kleinen Freudensprung, denn vor jedem neuen Abschnitt waren tatsächlich Zeichnungen, von den einzelnen Figuren, die in einer Commedia dell' Arte vorkommen.

Der Grundstein war also gelegt und ich freute mich wirklich sehr darauf, in diese Geschichte einzutauchen. Wie es oft so bei mir ist, stellte ich mich darauf ein, mich erstmal für ein paar Seiten "einlesen" zu müssen, um wirklich ins Geschehen einzufinden und mich mit den Charakteren vertraut zu machen. Weit gefehlt - und schon nach den ersten paar Sätzen war ich drauf und dran, das Buch wieder aus der Hand zu legen! Warum? Nun ja, Sexszenen sind grundsätzlich nichts, was ich gerne lese, und dann noch als Einstieg in einen historischen Roman? Nein danke. Zum Glück habe ich aber noch ein bisschen weitergelesen und atmete schon wenige Augenblicke erleichtert auf, bevor ich zum ersten Mal - aber sicherlich nicht zum letzten - laut auflachte. Der Protagonist Marco ist nämlich ein ziemlich frecher Kerl, der seinen Onkel heimlich dabei beobachtet, wie der sich mit der Köchin vergnügt. Dabei meint er es nicht mal böse, sondern ist einfach nur daran interessiert, was denn da genau passiert, weil er selbst zu abgeschieden lebt um überhaupt mal ein Mädchen kennen zu lernen. So lernte ich also den Hauptcharakter kennen und sofort lieben. Marco ist einfach sehr sympathisch, oft unfreiwillig komisch und sehr süß.

Da das Buch aus Marcos Sicht in der ersten Person erzählt wird, konnte ich fast sofort mit ihm mitfühlen und mitleiden, denn vor allem am Anfang muss er einige heftige Schicksalsschläge verkraften. Doch zum Glück lernt er die Schauspieler kennen, die ihn als Schreibgehilfen aufnehmen und für ihn zu einer Familie werden. Wenn sie auch alle sehr chaotisch sind und alle keine ganz weiße Weste mehr haben, sind sie doch wahnsinnig liebenswerte Personen. Das merkte man auch in der Leserunde, in der jeder Teilnehmer eine andere Figur am liebsten zu haben schien. Ich gestehe: Mein persönlicher Favorit war der schöne Cipriano mit den goldenen Locken. Und wie die Frauen im Publikum bei den Theatervorführungen war auch meine Meinung: Es ist egal, ob er Männer oder Frauen vorzieht - ich will ja nur gucken! ;) Oft ist meine Fantasie da vielleicht auch mit mir durchgegangen...
Aber auch der alte Baldassarre, der eine eigenartige Vorliebe für Badehäuser hat, oder Bernardo, der ständig betrunken ist und die Verehrer seiner Frau ihrer Männlichkeit beraubt, oder die störrische Elena hatte ich sofort ins Herz geschlossen und konnte sie vor meinem inneren Auge so deutlich sehen, als würde ich einen Film ansehen statt ein Buch zu lesen.

Und wie schon oben erwähnt: Das Lachen kam nicht zu kurz! Ich glaube, es ist ziemlich schwierig, den richtigen Ton zu finden und Leute zum Lachen zu bringen, aber Charlotte Thomas hat es geschafft. Zum Glück habe ich nur zuhause gelesen, aber auch da habe ich mir einige überraschte Seitenblicke eingefangen, wenn ich mal wieder scheinbar grundlos losgeprustet habe. Trotzdem sind Spannung und Dramatik auch nicht zu kurz gekommen und natürlich durfte die eine oder andere Liebesgeschichte nicht fehlen. Und da auch noch viele Informationen über die Commedia dell' Arte und das Venedig des 16. Jahrhunderts miteinflossen, war ich einfach restlos begeistert.

Meiner Meinung nach ist Der König der Komödianten ein absolut lesenswertes Buch, auch für diejenigen, die sonst mit historischen Romanen vielleicht eher weniger anfangen können!

Bewertung:

1 Kommentar:

  1. das klingt reizvoll ... also wandert es mal auf meine to-read-liste :)
    danke für den tipp!

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