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Freitag, 28. Oktober 2011

Nicole C. Vossler - Sterne über Sansibar



Inhalt:

Die Luft erfüllt vom Duft der Blüten und Gewürze, endlose Tage in herrlichen Gärten und prunkvollen Gemächern, umsorgt und geliebt von der Familie - Salimas Leben könnte schöner nicht sein. Doch die unbeschwerten Jahre der Tochter des Sultans von Sansibar finden ein jähes Ende, als sie dem deutschen Kaufmann Heinrich begegnet. Die beiden verlieben sich, und schon bald wird die junge Frau schwanger. Für eine muslimische Prinzessin ist ein uneheliches Kind undenkbar, einen Ungläubigen zu heiraten kommt allerdings auch nicht infrage. So bleibt als Ausweg nur die Flucht nach Hamburg, in Heinrichs Heimat. Doch was erwartet Salima in dem kalten, fremden Land?

(amazon)

Meine Meinung:

Auf dieses Buch bin ich (wieder einmal) durch leserunden.de gestoßen. Anders hätte ich mich wohl nie dafür interessiert, denn Cover und Titel hätten mich Reißaus nehmen lassen. Zwar ist das Cover wunderschön, lässt aber eher auf einen Schnulzroman schließen, was außer zu besonderen Anlässen nicht gerade mein Lieblingsgenre ist.

Zum Glück habe ich mir den Klappentext durchgelesen, denn der lässt schon eher auf einen gut recherchierten historischen Roman schließen. Und für starke Frauenrollen kann man mich ja immer begeistern.

Und Salima war wirklich eine beeindruckende Persönlichkeit. Aufgewachsen als eine Prinzessin von Sansibar in Luxus und umgeben von ihrer Großfamilie, muss sie nach und nach alles aufgeben, was ihr wichtig ist und teilweise selbstverständlich vorkam.

Was ich vorher nicht wusste war, dass Nicole als Vorlage unter anderem Salimas eigene Aufzeichnungen dienten. Das hat mich sehr beeindruckt, da die Geschichte dadurch noch einmal an Dramatik gewann. Es war nicht mehr einfach nur eine spannende Geschichte über eine historische Persönlichkeit, sondern vielmehr ein Portrait einer realen Frau. Und diese Frau hat es im Leben wirklich nicht leicht gehabt. Das lag zum einen an den wirklich tragischen Schicksalsschlägen, die sie ereilten, zum anderen aber wohl auch an ihrer Persönlichkeit, denn ihre Sturheit und Verbissenheit, die sie anfangs noch ihren Träumen näher bringt, entwickelt sich nicht gerade zu ihrem Vorteil.

Ich kann eigentlich gar nicht beschreiben, wie sehr mich dieses Buch berührt hat. Mehr als einmal musste ich zum Taschentuch greifen, was ich sonst wirklich nur sehr selten tue. Da ich selbst schon einmal in einer ähnlichen Situation war, kann ich mir sehr gut vorstellen, wie es für Salima, später Emily Ruete, gewesen sein muss, in einem fremden Land mit einer vollkommen fremden Kultur ein neues Leben anzufangen – alles andere als leicht.

Neben Salima und Heinrich gibt es im Buch noch viele andere Charaktere, die meisten von ihnen ebenfalls Personen, die tatsächlich gelebt haben. Und alle, eingeschlossen die Nebencharaktere, sind so wunderbar dreidimensional und lebendig beschrieben, dass ich sie förmlich vor mir sehen konnte. Eines meiner vielen Highlights im Buch war ein Gespräch zwischen einem gewissen Dr. Seward und seiner Frau Emily, die Salima zur Flucht verholfen hat…

Abgesehen von dieser Geschichte wie aus einem Märchen, hat mich Nicoles Schreibstil wirklich mitgerissen. Diejenigen, die meine anderen Rezensionen kennen, wissen, dass ich darauf mindestens genauso großen Wert lege wie auf die Handlung an sich. Wenn mir der Schreibstil nicht gefällt, dann kann das Buch noch so gut sein, es wird mich nicht überzeugen können. Das ist hier definitiv nicht der Fall! Beim Lesen dieses Buches sind mir Bilder von Sansibar und dem Hamburg d wie ein Film vor dem inneren Auge abgelaufen. Besonders faszinierend fand ich, dass Nicole mit ihrem Schreibstil auch noch die Geschehnisse im Buch unterstreicht. So ist die Sprache bei den Beschreibungen von Sansibars Gewürzplantagen und Palästen wesentlich blumiger als es bei denen über das graue Hamburg der Fall ist.

Bei der Leserunde gab es natürlich von Nicole noch jede Menge Hintergrundinformationen, die aber auch jederzeit auf ihrer Homepage nachzulesen sind. Besonders beeindruckt hat mich ihr selbst gezeichneter Stammbaum der Sultansfamilie. Oft habe ich mich beim Lesen gefragt, wie es wohl sein muss so viele Geschwister und Halbgeschwister zu haben, dass man einige gar nicht kennen lernt. Ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Sterne über Sansibar ist ein ausgezeichnet recherchierter Roman über Heimweh, Liebe, Verlust, Verzweiflung, noch einmal Heimweh und eine faszinierende Frau als Protagonistin. Ich bin begeistert!


Bewertung:

Sonntag, 31. Juli 2011

Kajsa Ingemarsson - Es ist nie zu spät für alles




Meine Meinung:


Der Roman von Kajsa Ingmarsson war wieder einer derjenigen, die mir schlicht durch das Cover aufgefallen sind. Schon allein dieses lässt einen Frauenroman erwarten, bei dem man einfach abschalten kann. Kitschig, schön, zum Hineinträumen. Und so etwas lese ich bekanntlich (hin und wieder) ganz gern.

Die Geschichte handelt von drei Frauen, die alle in der selben Straße in der schwedischen Kleinstadt Sävesta leben. Alle drei sind nicht nur vom Alter, sondern auch vom Charakter her völlig unterschiedlich.
Ellinor, Ende zwanzig, ist Juristin, Mutter eines Kleinkindes und vor kurzem erst in die Gegend gezogen. Ihre Geschichte dreht sich darum, wie sie es schaffen kann, Beruf und Mutter-Sein unter einen Hut zu bringen, während ihr Mann sie dabei weniger unterstützt als erhofft. Sie ist eher schüchtern und unsicher, kann aber auch durchgreifen, wenn es nötig ist.
Ganz anders Nina. Sie hat mit Ende Dreißig bereits einen jugendlichen Sohn und ist geschieden. Ihre Arbeit im Friseursalon macht ihr zwar Spaß, erfüllt sie aber scheinbar nicht so, wie sie sich das wünscht. Von den drei Frauen ist sie die selbstbewussteste und kreativste, gleichzeitig aber auch recht verträumt, wobei sie immer wieder versucht, sich selbst auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Nina war mir von Anfang an am sympathischsten, nicht nur weil sie anfangs die Einzige ist, die auf Worte auch Taten folgen lässt und so die ganze Geschichte überhaupt erst in Gang bringt.
Dafür war mir Miriam bis kurz vorm Ende recht fremd. Das mag vielleicht am Alter liegen, Ende fünfzig, aber auch daran wie sie mit dem Betrug ihres Mannes umgeht. Dieser lässt sie nach 36 Ehejahren wegen einer anderen sitzen, mit der er bereits seit mehreren Jahren heimlich eine Beziehung führt. Und was tut Miriam? Sie verzeiht ihm und will auch nicht, dass irgendjemand anderes schlecht über ihn redet. Das konnte ich absolut nicht nachvollziehen. Allerdings erfährt man über ihre Gedankengänge im gesamten Buch wohl am wenigsten (das geht nicht nur dem Leser so, sondern auch den beiden anderen Frauen). Am Ende des Buches lösen sich dann so einige Rätsel und im Nachhinein hatte ich doch noch mal einen ganz anderen Blick auf diese Frau.

Im Grunde passiert überhaupt nicht viel, andererseits verändern die wenigen Dinge, die geschehen, das Leben der Frauen jeweils recht dramatisch, so dass es ausreicht um den Leser den ganzen Roman über bei Stange zu halten. Auch durch den angenehmen Schreibstil der Autorin konnte ich das Buch bald nicht mehr aus der Hand legen. Die ersten 50 Seiten ziehen sich etwas, aber sobald dieser „Grundstein“ gelegt ist, alle Figuren vorgestellt sind und sich die Konflikte abzeichnen, konnte ich richtig abtauchen.

Das Einzige, was ich wirklich an diesem Buch auszusetzen habe ist, dass es für meine Begriffe einfach zu viele typische und vorhersehbare Zufälle gab. Denn natürlich steht der Traummann eines Tages doch einfach so vor der Tür. Es geschieht alles immer genau zur rechten Zeit. Wie im Film, wenn die Bombe selbstverständlich erst in genau der letzten Sekunde entschärft wird.
Andererseits: Wenn es das schon nicht im echten Leben gibt, warum darf man nicht davon träumen? Und genau darum geht es doch bei dieser Kategorie Frauenroman. Da gehen Wünsche eben noch in Erfüllung, deswegen lesen wir diese Bücher doch so gern.

Wie so oft bei diesem Genre sollte man von diesem Buch nicht zu viel erwarten. Es ist weder hohe Literatur, noch gibt es besonders viele überraschende Wendungen. Es ist einfach schön. Richtig schön.

Bewertung:

Andrea Rottloff - Die berühmten Archäologen




Inhalt:

Die bedeutendsten Vertreter der Archäologie

Dichter und Künstler, höhere Töchter und "Mannweiber", Sturköpfe und verschrobene Käuze: Seit die Archäologie die Zeugnisse vergangener Kulturen untersucht, hat sie immer wieder außergewöhnliche Persönlichkeiten hervorgebracht.

Dieses spannende Lesebuch stellt über 40 der wichtigsten Archäologinnen und Archäologen vor.

Ihre Lebensgeschichten spiegeln wider, wie aus profitgierigen Schatzgräbern ernsthafte Forscher wurden und wie die Archäologie sich zur Wissenschaft entwickelte.

(Klappentext)

Meine Meinung:

„Die berühmten Archäologen“ ist eine Zusammenstellung von Kurzbiografien bekannter und weniger bekannter Archäologen vom 15. Jahrhundert bis heute, wobei das Hauptaugenmerk auf dem 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts liegt. Das hängt damit zusammen, dass die Archäologie erst im 19. Jahrhundert richtig populär wurde, außerdem sind nur bereits verstorbene Archäologen vorgestellt.

Was mich persönlich besonders gefreut hat ist, dass es entgegen der allgemeinen Meinung auch damals schon viele Frauen in der Archäologie gegeben hat. Laut eigener Aussage im Vorwort hatte die Autorin erst vorgehabt ein Buch nur über Archäologinnen zu schreiben, befand dann aber, dass es zwischen den Wissenschaftlern so viele Beziehungen und Beeinflussungen gab, dass man sie unmöglich einfach nach Geschlechtern trennen konnte. Die Autorin spricht allerdings mit sehr deutlichen Worten, wenn es darum geht, wie Frauen immer wieder Steine in den Weg gelegt wurden, wenn sie sich in dieser Wissenschaft behaupten wollten. Am meisten hat sich ein Satz in meinem Gedächtnis eingebrannt:

Wie in allen Disziplinen hatten es Frauen im 19. und frühen (?) 20. Jh. schwer, sich im Fach zu behaupten, doch deswegen haben sie ihren Lebenstraum nicht aufgegeben.

Ob das Fragezeichen da an der richtigen Stelle steht, werde ich wohl früher oder später herausfinden…

Obwohl die Autorin an dieser Stelle sehr eindeutig Partei bezieht, hält sie sich im Rest des Buches damit wiederum extrem zurück. Jede einzelne Person wird sowohl mit Stärken als auch mit Schwächen behandelt, alles immer von beiden Seiten beleuchtet. Das hat mir sehr gut gefallen. Zum Beispiel wird Schliemann als unmögliche Persönlich dargestellt, verträumt, verlogen und dickköpfig. Gleichzeitig ist es der Autorin sehr wichtig zu betonen, was er für die Archäologie geleistet hat.

Dabei geht es bei kaum einem Archäologen darum, was er oder sie gefunden hat; das Hauptaugenmerk liegt auf der Arbeitsweise an sich, der Persönlichkeit und dem Lebensweg der Archäologen. Immer wieder beschreibt die Autorin auch lustige Anekdoten und auch viele Zitate der Personen selbst oder über diese sind zu finden. Hier ein paar meiner Lieblinge:

Es ist mir, als tauchten überall Erinnerungen in mir auf, […] es klingen überall Töne an meine Seele, denen ein verwandter Ton aus meinem Inneren antwortet.

Sibylle Mertens-Schaaffhausen über ihre Beziehung zur Antike

Seine Farbe und sein Geschmack sind selbst für mich fast zu viel. Wenn man es kocht, hat man drei Gänge in einem: Suppe, Fisch und Gemüse.

William Matthew Flinders Petrie über das Wasser in Tell el-Hesi

Mir ist im Ganzen eine alte Mauer lieber als ein blühender Mandelbaum – aber der Geschmack ist verschieden.

Robert Koldewey

Bücher schreiben ist leicht, es verlangt nur Feder und Tinte und das geduldige Papier. Bücher zu drucken ist schon schwerer, weil das Genie sich erfreut unleslicher Handschrift. Bücher zu lesen ist noch schwerer – von wegen des Schlafs. Aber das schwierigste Werk, das ein sterblicher Mann bei den Deutschen auszuführen vermag ist: Zu verkaufen ein Buch.

Memo auf der Kladde, in der Robert Forrer seine Buchverkäufe verzeichnete

Und mein persönlicher Favorit stammt von Agatha Christie, die in zweiter Ehe mit dem Archäologen Max Mallowan verheiratet war und ihn zu vielen seiner Ausgrabungen begleitet hat:

Ich liebe Leichen und Tote.

Agathas Antwort auf Max’ Frage, ob sie sich an seinem Beruf störe

Von Agatha Christie habe ich bisher noch nichts gelesen, aber dieses Buch hat mich davon überzeugt, das dringend zu ändern. Nicht nur, weil sie mir ausgesprochen sympathisch war, sondern auch weil sie in ihren Büchern viele Erfahrungen von den Grabungen verarbeitet und unter anderem auch die eine oder andere reale Person.

Insgesamt gab es einige Archäologen, die ich wirklich liebend gerne kennen gelernt hätte, andere wiederum waren mir so unsympathisch, dass ich wahrscheinlich einen weiten Bogen um sie machen würde. Im Grunde ist das Einzige, was all diese im Buch aufgeführten Personen verbindet, ihre Liebe zur Archäologie. Und die Tatsache, dass sie alle sehr schräge Persönlichkeiten waren. Vielleicht ist es so, dass jeder Mensch irgendwelche Macken hat, aber bei diesen ist es mir besonders aufgefallen, was ich sehr lustig fand.

Das Buch hat mir unglaublich gut gefallen, was ich so gar nicht erwartet hätte. Eigentlich hatte ich es eher als Nachschlagewerk gekauft und um mich über die Archäologen zu informieren, die die Prähhistorische Archäologie als Schwerpunkt hatten. Und dann habe ich es doch wie einen Roman in einem Rutsch gelesen und förmlich verschlungen. Es ist aber auch wirklich informativ und gleichzeitig sehr schön aufgemacht. Jede/r hat von der Autorin einen persönlichen Titel verliehen bekommen (z.B. „Ritter aus Leidenschaft“, „Zwischen Mumien und Dosensuppe“, oder „Medusa entdeckt die Römer“), dann werden die wichtigsten Daten stichpunktartig genannt, bevor der eigentliche Text kommt. Dieser ist immer wieder gespickt mit besagten Anekdoten und Zitaten, aber auch anderen wissenswerten Texten wie zum Beispiel ein Exkurs über Homer oder Moorleichen. Am Schluss fasst die Autorin dann noch einmal die Leistungen der betreffenden Person für die Wissenschaft zusammen.

Der einzige Grund, warum dieses Buch von mir keine vollen fünf Sterne erhält ist der, dass ich die knapp zwanzig Euro für ein 200 Seiten dickes Buch etwas überteuert finde, zumal sich auch der eine oder andere gravierende Tippfehler eingeschlichen hat (Geburts- und Sterbedatum von Johanna Mestorf: 1928 und 1909).

Alles in allem aber wirklich ein sehr empfehlenswertes und unterhaltsames Buch auch für Menschen, die sich vielleicht eher weniger für die Archäologie selbst interessieren.

Bewertung:

Montag, 25. Juli 2011

Lilach Mer - Der Siebte Schwan



Inhalt:

Schleswig-Holstein im Jahr 1913: Die vierzehnjährige Mina lebt mit ihren Eltern auf einem einsamen Gutshof. Ihr liebster Zeitvertreib ist es, auf dem Dachboden zur Melodie einer halbzerbrochenen Spieluhr zu tanzen.
Diese Uhr jedoch birgt ein Geheimnis, das Minas Welt für immer auf den Kopf stellt und sie auf eine Reise schickt, auf der die Sagen des Nordens und die Magie der Freundschaft lebendig werden.
(Klappentext)

Meine Meinung:

Dieses Buch habe ich wieder einmal bei einer autorenbegleiteten Leserunde auf leserunden.de gelesen. Aufmerksam geworden bin ich darauf durch den Heyne-Schreibwettbewerb, bei dem Lilach Mer mit diesem Roman unter den fünf Finalisten war.

„Der siebte Schwan“ ist definitiv kein „gewöhnliches“ Fantasybuch, sondern gleicht eher einer Reise in die Welt der Märchen. Es basiert zwar auf der Geschichte der „Sieben Raben“ der Gebrüder Grimm (ein Märchen, das ich noch nicht kannte), bringt jedoch auch noch eine ganze Reihe anderer Elemente aus Märchen und Sagen (nicht nur) aus dem Raum Schleswig-Holstein mit ein. Es ist durchaus vorteilhaft und empfehlenswert, sich ein wenig genauer mit Märchen und darin vorkommenden Symbolen zu beschäftigen, wenn auch kein Muss. Auf der Homepage der Autorin gibt es im Übrigen sehr viele informative und interessante Artikel zum Buch und den Hintergründen.

Damit komme ich auch gleich schon zum ersten großen Pluspunkt an diesem Buch: Man kann es bestimmt mehrmals lesen und trotzdem noch auf Details und Kleinigkeiten stoßen, die einem vorher nicht aufgefallen oder nicht wichtig erschienen sind. Die Geschichte quillt beinahe über vor Symbolen und Andeutungen, eine wahre Freude für jeden Deutschlehrer, denke ich. Ohne die zusätzlichen Informationen und Tipps, mit denen Lilach uns während der Leserunde immer wieder versorgt hat, wäre mir wohl die Hälfte des Inhaltes des Romans verborgen geblieben. Das hätte meine Begeisterung für dieses Buch wohl kaum geschmälert, allerdings war der Lesegenuss so natürlich um Einiges größer.

Besonders hervorheben möchte ich hier noch mal die so genannten „Zinken“, die als Kapitelüberschriften dienten. Wie auf Lilachs Homepage nachzulesen ist, waren diese früher als Wegweiser gedacht und konnten alle möglichen Informationen enthalten. Wenn man sie denn lesen konnte. Und wenn man sie lesen kann, geben sie im Buch zumindest schon einen kleinen Hinweis darauf, was als nächstes passieren wird. Ein wunderschönes Extra.

Das absolute Highlight an diesem Buch ist der wunderbare, märchenhafte Schreibstil. Eigentlich kann man das gar nicht beschreiben und ich müsste ein Zitat als Beispiel bringen. Das würde aber bedeuteten, dass ich mich für eines entscheiden müsste – geht nicht. Also kann ich nur sagen, dass es mir selten passiert – und dabei habe ich eigentlich eine sehr lebhafte Fantasie -, dass mir die beschriebenen Bilder und Szenen so klar vor Augen stehen. Besonders deutlich in Erinnerung ist mir eine Stelle geblieben, in der ein Dorf beschrieben wird (in dem Minas Tante lebt), das in der Mittagshitze träge vor sich hinschlummert. Da spürt man sogar an einem Regentag die Hitze förmlich auf der Haut…

Des Weiteren haben mir die Protagonisten sehr gefallen, vor allem Mina und der Kater Tausendschön sind mir sehr ans Herz gewachsen. Mina ist eine so sympathische Heldin, dass man gar nicht anders kann, als mit ihr zu fühlen und zu leiden, während sie immer neue Gefahren übersteht und Hindernisse überwinden muss auf ihrer Reise, wobei sie immer mehr Opfer bringen muss. Absolut glaubwürdig wird ihre Entwicklung beschrieben, von einem etwas naiven, behüteten Mädchen aus gutem Hause zu einer mutigen jungen Frau, die ihren eigenen Weg geht. Dabei wirken ihre Handlungen und Entscheidungen nie unglaubwürdig. In so manch anderem Roman ist es mir schon negativ aufgefallen, wie selbstverständlich die eigentlich anfangs ahnungslosen Helden und Heldinnen plötzlich ihren Weg finden und aus unerfindlichen Gründen genau wissen, was sie tun müssen. Mina weiß es nicht, sie ist sich nicht einmal sicher, was sie am Ziel erwarten wird. Sie nimmt auch mal einen falschen Abzweig, geht Umwege oder landet in einer Sackgasse – was sie nicht daran hindert immer weiter zu gehen.

Meine Lieblingsfigur war aber tatsächlich der Kater Tausendschön, der weniger Kater als edler Herr war, manchmal auch etwas eingebildet, dann wieder sehr verspielt – wie Kater eben so sind. Zwischen all den teilweise sehr dramatischen, traurigen und schrecklichen Ereignissen hat er die Stimmung immer wieder etwas aufgelockert und ich habe mich jedes Mal sehr gefreut von ihm zu lesen.

Daneben gibt es aber noch viele, viele andere faszinierende Figuren und Gestalten, die die Geschichte vorantreiben und ihr immer wieder überraschende Wendungen geben.

Das Buch ist auf jeden Fall auf meine Liste der Lieblingsbücher 2011 gewandert, weil es mich einfach von der ersten Seite an mitgerissen hat. Am besten liest es sich an einem freien Wochenende in einem Rutsch und am besten draußen in der Sonne. Auf dieses Buch muss man sich wirklich hundert Prozent und mit allen Sinnen einlassen, um nichts zu verpassen.

Bewertung:

Sonntag, 24. Juli 2011

Maggie Stiefvater - Shiver (Nach dem Sommer)

Inhalt:

When a local boy is killed by wolves, Grace's small town becomes a place of fear and suspicion. But Grace can't help being fascinated by the pack, and by one yellow-eyed wolf in particular. There's something about him - something almost human.

Then she meets a yellow-eyed boy whose familiarity takes her breath away...

(Klappentext)

Meine Meinung:

Dieses Buch ist eines der hinterhältigsten, das ich je gelesen habe. Wenn man so etwas von einem Buch behaupten kann.

Der Grund, warum ich es überhaupt gekauft und gelesen habe ist der, das viele, auf deren Meinung ich in Sachen Büchern eigentlich viel halte, es gelesen haben und hellauf begeistert waren. Dann muss es wohl gut sein, dachte ich, auch wenn mich der Inhalt auf den ersten Blick wenig begeisterte. Mädchen verliebt sich in Werwolf. Wieso kam mir das nur so bekannt vor?

Die ersten Seiten waren recht viel versprechend. Grace war mir von Anfang an sympathisch und ich war sofort mitgerissen von der Faszination, die die Wölfe auf sie ausübten. Vor allem einer, der sie seit Jahren jeden Winter aus dem Wald hinter ihrem Garten beobachtete.

Eigentlich ein guter Anfang, der ein Jugendbuch versprach, in das man sich so richtig hineinträumen konnte. Vor allem an verregneten Ferientagen…

Da hatte ich mich allerdings zu früh gefreut, denn bevor ich überhaupt richtig begriffen hatte, was los war, hatte sich der Wolf schon in einen Menschen verwandelt (Grace nahm diese Tatsache für meine Begriffe etwas zu gelassen auf). Grace und Sam waren von nun an ein Liebespaar. Was folgte waren 300 Seiten Gesülze und Geturtel. Ja, ich mag romantische Bücher. Ich finde das schön. Aber nicht 300 Seiten lang. Nicht, wenn es mehr oder weniger der einzige Inhalt dieser 300 Seiten ist und somit den Großteil des Buches ausmacht. Hin und wieder passierte dann mal etwas, um wenigstens den Anschein zu erwecken, als gäbe es noch ein Leben außerhalb.

Das war noch etwas, was mich sehr gestört hat. Alle anderen Figuren, ja die ganze Kleinstadt waren mehr oder weniger nur eine platte Kulisse, vor der Grace und Sam als Romeo und Julia ins Rampenlicht traten und alles andere in den Hintergrund drängten. Man stelle sich das vor: In einer amerikanischen Kleinstadt treiben Wölfe ihr Unwesen und überfallen Menschen. Was passiert? Ein paar Männer gehen in den Wald, schießen ein bisschen und gehen dann wieder nach hause. Damit scheint die Sache vorbei und vergessen und niemand kümmert sich mehr groß darum… Ich wage mal zu behaupten, dass das in der Realität etwas anders ausgesehen hätte.

Und dann Sam… Eigentlich mochte ich ihn. Bis auf die Tatsache, dass er mich grundsätzlich in seinem Verhalten sehr an eine andere Romanfigur erinnert hat. Immer sehr auf Höflichkeit und Zurückhaltung bedacht. Immer hatte er Angst, Grace zu nahe zu kommen, wollte alles richtig und zum richtigen Zeitpunkt machen. Grundsätzlich traumhaft, aber in diesem Fall sehr überzogen und irgendwann einfach nur noch nervig. Will er sie oder nicht??

Ich muss gestehen, ich habe mehr als einmal ernsthaft darüber nachgedacht, das Buch in irgendeine Ecke zu pfeffern. Was um alles in der Welt soll an dieser Geschichte so toll sein? Das war dann der Grund, warum ich doch weiter gelesen habe: meine Neugier war zu groß, ob da nicht doch noch irgendwann der Knaller kam…

Leider kam er tatsächlich. Leider, weil es für meine Begriffe nach über 300 Seiten einfach zu spät war. Endlich kam etwas Action, die Handlung wurde sprunghaft in Gang gesetzt, Konflikte, die bis dahin nur so vor sich hin gedämmert hatten, kamen endlich ans Licht. SO hatte ich mir das vorgestellt. Auch kamen nun endlich ein paar weitere Charaktere ins Spiel, von denen ich gerne mehr gelesen hätte, wie Beck zum Beispiel. Genauso wie Paul und Shelby kam er leider viel zu kurz, dabei hätte man so viel daraus machen können. Die letzten hundert Seiten flogen dann nur so dahin und ich ärgerte mich grün und blau, weil ich schon befürchtete, es könnte einen solchen Cliffhanger geben, dass ich mir den nächsten Band doch noch kaufen müsste. Zum Glück war das Ende für mich befriedigend genug.

Trotz allem kann ich nicht leugnen, dass das Buch angenehm zu lesen war, Maggie Stiefvater hat einen wirklich schönen, leicht zu lesenden Schreibstil. Hin und wieder auch sehr witzig.

Was am Ende bleibt ist aber schlicht und einfach Fassungslosigkeit. Wie kann man eine solche Geschichte mit solchem Potential so in den Sand setzen? Wirklich schade. Dennoch war es nette Unterhaltung für ein paar Stunden, an den Fortsetzungen bin ich jedoch definitiv nicht interessiert.

Im Übrigen habe ich Vergleiche mit einer gewissen anderen Serie bewusst vermieden in dieser Rezi, auch wenn sie mir teilweise wirklich unter den Nägeln brannten. An diese andere Serie kommt Shiver leider nicht einmal ansatzweise heran…


Bewertung:

Montag, 9. August 2010

Nele Neuhaus - Eine unbeliebte Frau



Bei amazon bestellen

Verlag: List
Seiten: 382

Inhalt:

Eine Ladung Schrot aus dem eigenen Jagdgewehr beschert dem Frankfurter Oberstaatsanwalt ein schnelles, wenn auch sehr hässliches Ende. Die schöne junge Frau, die tot am Fuß eines Aussichtsturms im Taunus liegt, ist viel zu unversehrt, um an den Folgen eines Sturzes gestorben zu sein.
Kriminalhauptkommissar Oliver von Bodenstein und seine neue Kollegin Pia Kirchhoff sind sich einig: Der erste Todesfall war ein Selbstmord, der zweite jedoch ein Mord. Bald häufen sich sowohl die Motive als auch die Verdächtigen.

Meine Meinung:

"Eine unbeliebte Frau" ist der erste Band über das Team Bodenstein und Kirchhoff. Nachdem ich bei einer Leserunde bereits den dritten Teil "Tiefe Wunden" gelesen habe und mir der in meiner Heimat, dem Taunus, angesiedelte Roman sehr gut gefallen hatte, habe ich vor kurzem nun auch die beiden Vorgängerbände gekauft.

Der Grund, weshalb ich überhaupt auf diese Krimis aufmerksam wurde ist, dass sie, wie schon gesagt, im Taunus spielen. Es ist einfach etwas anderes, wenn man sich die Handlungsorte einer Geschichte bildlich vorstellen kann, weil man sie kennt, statt dass alles der Fantasie überlassen bleibt. Wenn dann zum Beispiel in Frankfurt am Mainufer eine Leiche gefunden wird, oder die beiden Ermittler durch Kelkheim fahren, weiß ich ziemlich genau, wo das ist, ja ich könnte mich sogar ins Auto setzen und wäre in ein paar Minuten da.

Diese vertrauten Orte ließen das Geschehen in den Büchern für mich zusätzlich noch realer wirken. Wer weiß, was hier tatsächlich für Verbrechen passieren ohne dass ich es mitbekomme. Nele Neuhaus hat immerhin bei der Polizei vor Ort recherchiert. Ganz aus der Luft gegriffen werden diese Ereignisse also nicht sein. Und dabei kommt es einem so vor, als könnte hier, im friedlichen Taunus, weit abgeschieden von der Wirklichkeit, nichts passieren...

Natürlich kann man die Bücher auch lesen, wenn man nicht hier wohnt. Das tut den Geschichten mit Sicherheit keinen Abbruch. Die Autorin schafft es nämlich, den Leser bis zum Schluss an der Nase herumzuführen. Was habe ich nicht alles für Vermutungen angestellt, wen habe ich nicht alles schon als Täter gesehen! Dabei war ich teilweise sogar schon auf der richtigen Fährte, wenn auch aus völlig falschen Gründen, habe mich dann aber von den Gedanken der beiden Ermittler wieder umstimmen lassen.

In diesem Buch, das ist mir teilweise auch negativ aufgefallen, kamen sehr, sehr viele Personen vor. So viele, dass ich zwischendrin auch einfach den Überblick verloren habe, wer wer ist und wer warum verdächtigt wurde oder auch nicht. Für die Geschichte war zwar jede einzelne Figur notwendig und gerade diese Vielfalt an Verdächtigen machte auch die Verworrenheit und Genialität des Falls aus, trotzdem erschwert es hin und wieder das Verständnis. Bei mir hat am Ende der positive Aspekt den negativen in den Hintergrund gedrängt, aber ich möchte das hier dennoch nicht unerwähnt lassen.

Gut gefallen haben mir vor allem die beiden Protagonisten, Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein. In diesem Band erfährt man noch nicht allzu viel von ihrem Privatleben, es ist eher so, dass man immer wieder einen kurzen Blick darauf werfen kann. Sympathisch sind sie aber auf jeden Fall. Dabei ist es sehr erfrischend, dass es zwar eine weibliche und eine männliche Figur ist, es zwischen diesen beiden aber überhaupt nicht knistert. Kein bisschen. Denn Pia ist frisch getrennt und Oliver glücklich verheiratet. Zwar schielt er auch zwischendurch auf andere Frauen, bleibt seiner Cosima aber dennoch treu. Von Ermittlern, die entweder psychische Wracks sind oder die eine Beziehung zu ihrem sehr attraktiven Partner anfangen, habe ich nämlich ehrlich gesagt die Nase voll.

Auch sonst ist die Handlung sehr glaubwürdig und die Menschen sehr authentisch. Sogar der typisch hessische Dialekt wurde einer Zeugin in den Mund gelegt, worüber ich mich köstlich amüsiert habe. Schwarz-weiß Malerei findet man in diesem Buch definitiv nicht, jeder hat auch seine Schattenseiten, niemand ist nur schlecht. Nun gut - fast niemand. Die Eigenarten und die verschiedenen Typen hat Nele Neuhaus so wunderbar beschrieben, dass sich das ganze fast liest wie der Bericht einer aufmerksamen Beobachterin. Es fiel mir teilweise schwer zu glauben, dass alles wirklich erfunden ist.

Für Menschen, die wie ich über eine sehr bildhafte Fantasie verfügen, könnte es teilweise vielleicht ein bisschen zu blutig zugehen, auch wenn die Autorin diese Szenen nicht allzu genau beschreibt. Mir war es nicht zu viel, sondern meiner Meinung nach genau angemessen und nicht mehr und nicht weniger, als für die Geschichte wirklich notwendig war. Und im Verhältnis zu anderen Autorinnen hat sich Nele Neuhaus in meinen Augen auch zurückgehalten...

"Eine unbeliebte Frau" ist ein wirklich spannender Krimi, bei dem man als Leser bis zum Schluss miträtseln kann. Erfreulich klischee-frei und mit sympathischen und sehr real wirkenden Ermittlern.

Bewertung:

Donnerstag, 5. August 2010

Nina Blazon - Totenbraut



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Verlag: Ravensburger Buchverlag
Seiten: 430

Inhalt:


Es gibt Augenblicke im Leben, die lassen das Herz stillstehen und das Blut kalt werden. Heute weiß ich, es ist der Kuss des Todes, der uns in jenen Sekunden streift und uns alle Wärme nimmt. Das fremde Gesicht, in das ich damals blickte, war von der eisigen Schönheit des Todes und von der Hässlichkeit eines Leidens, tiefer und schmerzhafter, als ein Lebender es ertragen könnte. Ich sah erloschene Augen und totenfahle Haut. Ich sah schwarze Zähne. Und Lippen, die kaum mehr vorhanden waren. Ich roch Taubenfedern und Regen und sah, wie die Gestalt nach meiner ausgestreckten Hand griff.

Meine Meinung:

Wie immer fällt es mir schwer etwas über ein Buch zu schreiben, das mich wirklich begeistert hat. Nachdem ich in einem ziemlichen Lesetief steckte, versprach ich mir von diesem Buch in erster Linie verhältnismäßig leichte Unterhaltung, außerdem kannte ich Nina Blazon und wusste, dass mir ihr Schreibstil zusagt. Dass ich dieses Buch abends auf der Terrasse angefangen habe, gelesen habe, bis es dunkel war und schließlich in meinem Zimmer fast die ganze Nacht hindurch gelesen habe, sollte eigentlich schon mehr als genug ein Beweis dafür sein, wie sehr mich diese Geschichte in ihren Bann gezogen hat!

Ich liebe düstere Geschichten. Und ich liebe Vampire. Richtige Vampire. Solche, die einen in Angst und Schrecken versetzen und einem einen eiskalten Schauer den Rücken hinunter jagen. In Erzählungen, Zeugenaussagen und sogar medizinischen Berichten aus Osteuropa gibt es solche Vampire. Nicht alle von ihnen trinken Blut, es gibt da erstaunlich viele verschiedene Arten, aber alle bringen Tod und Verderben über Mensch und Tier. Dafür dass sich Nina Blazon diesem faszinierenden Stoff angenommen hat, bekommt sie bei mir schon mal einen fetten Pluspunkt.

Der Inhalt ist eigentlich recht schnell erzählt: Jasna muss ihr zuhause verlassen und wird an einen fremden Mann verheiratet, dessen Familie ein schreckliches Geheimnis hat. Und auch in diesem Vampirroman darf die Liebe natürlich nicht fehlen.

Allerdings ist die Atmosphäre mit den heutzutage gängigen Vampirromanen überhaupt nicht zu vergleichen. Dieser Roman ist düster und von Anfang an spürt man die Gefahr, in der Jasna sich befindet, wie eine kalte Hand im Nacken. Quälend langsam wird ein Rätsel nach dem anderen aufgelöst bis es dann am Ende doch ganz anders kommt als erwartet.

Trotz dieses Themas und dieser Handlung, kommt Nina Blazon, wenn ich mich richtig erinnere, mit erfreulich wenigen blutigen Szenen aus. Tatsächlich schreibt sie im Nachwort, sie habe deutlich weniger Menschen sterben lassen, als es damals wirklich gab. Denn, und das hat mich an der Geschichte am meisten erschreckt, diese Vorfälle gab es wirklich, einige der Personen basieren auf realen Vorbildern. Kommt also zu der ohnehin schon sehr gruseligen Geschichte noch die Vorstellung, dass diese Menschen in dem Dorf wirklich gelebt haben und wie sie sich gefürchtet haben müssen in der Dunkelheit der Nacht, in der es noch keinen Strom gab, steigert das den Gruselfaktor noch einmal.

In solchen Büchern ist es für mich immer das Wichtigste, dass ich mich mit der Hauptperson identifizieren kann, mich in sie einfühlen kann. Wenn das nicht passiert, bleibt der Abstand zum Geschehen oft so groß, dass ich mich nicht wirklich fürchten kann. Bei Jasna war es jedoch nicht schwierig, sie gern zu haben. Ein junges Mädchen, das aus ihrem gewohnten Umfeld herausgerissen wird und nicht nur unter schrecklichem Heimweh leidet, sondern auch noch in der neuen Heimat alles andere als willkommen ist. Dennoch ist sie selbstbewusst und mutig und tut, was sie kann, um mit dieser Situation klarzukommen, was mir sehr gut gefallen hat. Und nicht nur sie, sondern auch die übrigen Personen sind alles andere als farblose Figuren, die auf eine Geschichte zugeschnitten wurden. Jede einzelne hat einen ganz speziellen Charakter, der sie einzigartig macht und sehr real erscheinen lässt.

Vom Stil her ist der Roman tatsächlich sehr leicht zu lesen und mit wenigen Mitteln schafft es die Autorin, die Spannung aufrecht zu erhalten und die unheimliche Atmosphäre in allen Details zu beschreiben. Gleichzeitig übermittelt dieser Roman einiges an Informationen über das Leben in Osteuropa im 18. Jahrhundert, wie zum Beispiel der Alltag unter österreich-ungarischer Herrschaft oder die Feindschaft mit den Türken, die in der Geschichte eine große Rolle spielt. Meiner Meinung nach hat Nina Blazon es geschafft, die historischen Fakten und die erfundene Handlung so gut miteinander zu verknüpfen, dass man das Gefühl hat, es muss sich tatsächlich alles genau so zugetragen haben.

Nina Blazon hat mit Totenbraut einen wunderbaren historischen Schauerroman geschrieben, den ich wirklich jedem empfehlen kann.

Bewertung:

Dienstag, 3. August 2010

Charlotte Thomas - Der König der Komödianten



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Verlag: Lübbe
Seiten: 698


Inhalt:

Veneto 1594: Sie sind ein bunt zusammengewürfelter Haufen - eine bezaubernde Hauptdarstellerin, ein waffenstarrender Zwerg, ein schlitzohriger Intendant und dessen bockige Enkelin. Mitten hinein in dieses schillernde Ensemble gerät der achtzehnjährige Marco, der noch nicht viel von der Welt gesehen hat.

Der unerfahrene Jüngling ist begeistert von der faszinierenden Welt des Theaters und zieht mit der Truppe nach Venedig, wo es bald um Sein oder Nichtsein geht: Nur ein neues Stück kann das Ensemble noch vor dem Ruin retten. Vom Kulissenschieber steigt Marco zum Gehilfen des trunkensüchtigen Bühnendichters auf und dann zum Autor seines eigenen Stücks. Doch bis er dieses auf die Bühne bringen kann, muss er noch viel lernen. Über das Schreiben. Über die Liebe. Und vor allem über das Leben selbst.

Meine Meinung:

Dass ich historische Romane oft als mein Lieblingsgenre angebe, aber noch kein einziges Buch von Charlotte Thomas gelesen habe, grenzte ja schon fast an ein Verbrechen! Daran musste sich also schnell etwas ändern und zum Glück habe ich dann die Leserunde zu Der König der Komödianten (auf leserunden.de) entdeckt.

Die größte Hürde, die ein Buch nehmen muss, um von mir gelesen zu werden, ist das Cover. Irgendwie bin ich sehr darauf fixiert und wenn es mir nicht gefällt, hat es eine Geschichte schon sehr schwer bei mir - da muss sich der Autor dann wirklich etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Aber auch wenn das bei diesem Buch sicherlich gelungen wäre - denn die Idee einen eher lustigen historischen Roman zu schreiben ist schon ziemlich genial - war ich vom Titelbild von Anfang an bezaubert. Tatsächlich keine kopflose Dame, sondern ein Bild, das etwas über den Inhalt aussagt und dazu noch wunderschön ist: Eine Maske und eine Rose im Vordergrund, dahinter die Umrisse von Venedig. Das ist aber noch nicht alles: Als ich das Buch zum ersten Mal aufschlug, machte ich fast einen kleinen Freudensprung, denn vor jedem neuen Abschnitt waren tatsächlich Zeichnungen, von den einzelnen Figuren, die in einer Commedia dell' Arte vorkommen.

Der Grundstein war also gelegt und ich freute mich wirklich sehr darauf, in diese Geschichte einzutauchen. Wie es oft so bei mir ist, stellte ich mich darauf ein, mich erstmal für ein paar Seiten "einlesen" zu müssen, um wirklich ins Geschehen einzufinden und mich mit den Charakteren vertraut zu machen. Weit gefehlt - und schon nach den ersten paar Sätzen war ich drauf und dran, das Buch wieder aus der Hand zu legen! Warum? Nun ja, Sexszenen sind grundsätzlich nichts, was ich gerne lese, und dann noch als Einstieg in einen historischen Roman? Nein danke. Zum Glück habe ich aber noch ein bisschen weitergelesen und atmete schon wenige Augenblicke erleichtert auf, bevor ich zum ersten Mal - aber sicherlich nicht zum letzten - laut auflachte. Der Protagonist Marco ist nämlich ein ziemlich frecher Kerl, der seinen Onkel heimlich dabei beobachtet, wie der sich mit der Köchin vergnügt. Dabei meint er es nicht mal böse, sondern ist einfach nur daran interessiert, was denn da genau passiert, weil er selbst zu abgeschieden lebt um überhaupt mal ein Mädchen kennen zu lernen. So lernte ich also den Hauptcharakter kennen und sofort lieben. Marco ist einfach sehr sympathisch, oft unfreiwillig komisch und sehr süß.

Da das Buch aus Marcos Sicht in der ersten Person erzählt wird, konnte ich fast sofort mit ihm mitfühlen und mitleiden, denn vor allem am Anfang muss er einige heftige Schicksalsschläge verkraften. Doch zum Glück lernt er die Schauspieler kennen, die ihn als Schreibgehilfen aufnehmen und für ihn zu einer Familie werden. Wenn sie auch alle sehr chaotisch sind und alle keine ganz weiße Weste mehr haben, sind sie doch wahnsinnig liebenswerte Personen. Das merkte man auch in der Leserunde, in der jeder Teilnehmer eine andere Figur am liebsten zu haben schien. Ich gestehe: Mein persönlicher Favorit war der schöne Cipriano mit den goldenen Locken. Und wie die Frauen im Publikum bei den Theatervorführungen war auch meine Meinung: Es ist egal, ob er Männer oder Frauen vorzieht - ich will ja nur gucken! ;) Oft ist meine Fantasie da vielleicht auch mit mir durchgegangen...
Aber auch der alte Baldassarre, der eine eigenartige Vorliebe für Badehäuser hat, oder Bernardo, der ständig betrunken ist und die Verehrer seiner Frau ihrer Männlichkeit beraubt, oder die störrische Elena hatte ich sofort ins Herz geschlossen und konnte sie vor meinem inneren Auge so deutlich sehen, als würde ich einen Film ansehen statt ein Buch zu lesen.

Und wie schon oben erwähnt: Das Lachen kam nicht zu kurz! Ich glaube, es ist ziemlich schwierig, den richtigen Ton zu finden und Leute zum Lachen zu bringen, aber Charlotte Thomas hat es geschafft. Zum Glück habe ich nur zuhause gelesen, aber auch da habe ich mir einige überraschte Seitenblicke eingefangen, wenn ich mal wieder scheinbar grundlos losgeprustet habe. Trotzdem sind Spannung und Dramatik auch nicht zu kurz gekommen und natürlich durfte die eine oder andere Liebesgeschichte nicht fehlen. Und da auch noch viele Informationen über die Commedia dell' Arte und das Venedig des 16. Jahrhunderts miteinflossen, war ich einfach restlos begeistert.

Meiner Meinung nach ist Der König der Komödianten ein absolut lesenswertes Buch, auch für diejenigen, die sonst mit historischen Romanen vielleicht eher weniger anfangen können!

Bewertung:

Sonntag, 1. August 2010

Verenas EU Book Contest 2010 - DÄNEMARK

Verena hat auf ihrem Blog eine ganz tolle Aktion gestartet: Eine Art Eurovision Song Contest nur für Bücher. Die ausführlichen Regeln dazu findet ihr auf ihrer Seite. Kurz gesagt geht es darum, dass sich jeder Teilnehmer für ein Land meldet und dazu ein Buch liest, dessen Autor aus diesem Land stammt.

Ich habe mich dabei für Dänemark entschieden, weil ich schon ein paar Mal dort war und das Land einfach liebe. Ein winziges bisschen dänisch kann ich auch, leider nicht genug, um das Buch in Originalsprache zu lesen.

Gelesen habe ich von Mikkel Birkegaard - The Library Of Shadows (Die Bibliothek der Schatten).











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Zum Autor:
Mikkel Birkegaard, der 1968 in Dänemark geboren wurde, lebt in Kopenhagen und ist eigentlich Computerprogrammierer. The Library Of Shadows ist sein erster Roman und wurde schon in 17 Sprachen übersetzt.
Leider weiß ich nicht, wie er zum Schreiben gekommen ist, denn das hätte mich wirklich interessiert...

Inhalt:
Als sein Vater auf unerklärliche Weise bei der Rückkehr von einer Reise ums Leben kommt, erbt sein Sohn Jon Campelli dessen Buchhandlung Libri di Luca. Dabei ist er eigentlich ein erfolgreicher Anwalt und hat überhaupt keine Zeit dazu, sich mit seinem Erbe auseinanderzusetzten. Zumindest so lange nicht, bis er herausfindet, dass sich dort eine geheime Gesellschaft von Buchliebhabern mit besonderen Fähigkeiten trifft, in die auch er selbst aufgenommen werden soll. Allerdings gibt es auch unter diesen Menschen einige schwarze Schafe, die es sich zum Ziel gemacht haben, die Gemeinschaft zu zerstören und die Weltherrschaft an sich zu reißen.

Auch wenn der Inhalt erstmal ziemlich kitschig klingt und das Buch sich dem gegen Ende auch immer mehr annähert, hat es mir sehr gut gefallen und ich bin gespannt auf weitere Bücher des Autors.
Zum einen lag das daran, dass mir Jon sehr sympathisch war. Eigentlich will er mit der ganzen Sache gar nichts zu tun haben, wird dann aber immer mehr in die Verwicklungen hineingezogen und muss sich den Gefahren stellen - teilweise liest es sich wie ein guter Krimi. Auch die anderen Protagonisten sind keine Superhelden, sondern normale Menschen, manche mit größeren, andere mit kleineren Problemen und Macken, wie zum Beispiel das Computergenie Mehmet, der seinen Lebensunterhalt damit verdient an Gewinnspielen im Internet teilzunehmen.
Die Tatsache, dass es größtenteils um Bücher geht und die Geschichte in Kopenhagen spielt hat natürlich nur unwesentlich ;) einen Teil dazu beigetragen, dass ich geradezu in der Geschichte versunken bin.
Gegen Ende wird es wie gesagt ein bisschen schwächer, wenn der Fokus immer mehr auf die Weltherrschaftsträume gelegt wird, aber das tut diesem wunderbaren Buch eigentlich keinen großen Abbruch.

Bewertung:

Samstag, 12. Juni 2010

Alexandra Potter - Who's That Girl?

"If only you knew then what you know now..."


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Inhalt:

Imagine if you could go back ten years and meet your younger self - would you recognise her? What advice would you give?
* Wear sunscreen
* Back away from those PVC trousers
* DON'T give that idiot your phone number
* Lemon juice won't bleach your hair - it just attracts wasps
* He's The One - don't let him get away
For Charlotte Merryweather, there's no need to imagine. She's about to find out for real. With some surprising consequences...


Meine Meinung:


Eigentlich darf ich hierzu gar nicht viel schreiben, sonst verrate ich zu viel vom Inhalt. Charlotte lernen wir als erstes durch ihre Tagebucheinträge kennen: Der erste ist von 1997 und enthält die "typischen" Gedanken einer jungen Frau. Der zweite trägt das Datum 20. August 2007. Er besteht aus einer langen Liste mit Terminen. Von morgens bis spätabends ist der ganze Tag verplant und so lernen wir Charlotte auch kennen - als eine Karrierefrau, die ihre eigene PR-Agentur hat und außer für ihren Job kaum Zeit für etwas anderes. Außerdem schleppt sie eine Menge Allergien und einen Haufen anderer Sorgen mit sich herum. Zeit für ihre Familie, Freunde und ihren Freund Miles, den ich persönlich einfach nur seltsam, unsympathisch und überhaupt passend für Charlotte fand, bleibt da kaum.

Von Anfang an hatte ich deswegen Mitleid mit ihr. Vor allem, als sie dann tatsächlich ihr jüngeres Selbst trifft und "Lottie" so viel lebendiger, glücklicher und lebensfroher ist als sie. Hin und wieder blitzt auch bei der älteren Charlotte etwas von Lottie durch, zum Beispiel als Miles ihr Perlenohrringe schenkt, die Charlotte eigentlich, auch wenn sie scheinbar gut zu ihr passen, furchtbar findet.

Wieder einmal schreibt Alexandra Potter in der ersten Person, aus der Sicht der älteren Charlotte, was mir sehr gut gefallen hat. Dadurch ist auch nie ganz klar, ob diese Zeitreisen wirklich passieren, oder Charlotte sie sich nur einbildet. Außerdem lernt der Leser sie dadurch sehr viel besser kennen und gerade weil man auch mitkriegt, wie sehr sie unter dem ganzen Stress leidet, aber versucht es zu verdrängen, ist sie einem noch sympathischer.

Den Anfang des Buches habe ich in einem Rutsch weggelesen, dann kam in der Mitte allerdings eine Stelle, an der ich tagelang nur sehr schleppend voran kam. Das lag nicht unbedingt am Buch selbst, sondern an meinen Erwartungen daran. Mir fällt es jetzt schwer, den Mund zu halten, aber wenn ich erzähle, warum das so war, verrate ich eindeutig zu viel vom Inhalt. Als die Erkenntnis dann kam, dass das alles seinen Sinn und seine Richtigkeit hat, wurde die Geschichte dann noch einmal richtig spannend.

Mein Fazit lautet: Auch meinen zweiten Roman von Alexandra Potter habe ich wieder richtig genossen! Er hat die perfekte Mischung an Romantik und Humor, eine sehr sympathische Hauptperson und natürlich auch einen tollen Mann! ;)

Bewertung:

Donnerstag, 4. Februar 2010

Alfred Lansing - 635 Tage im Eis


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Inhalt:

Am Anfang steht der Plan von der erstmaligen Durchquerung des weißen Kontinents. Doch die Antarktis wird für die Besatzung der "Endurance" zur Hölle aus Eis. Am Ende gibt es nur noch ein Ziel: 28 Männer lebend zurückbringen...

Meine Meinung:

Zuerst einmal muss ich die äußere Gestaltung des Buches sehr loben. Am Anfang gibt es eine Karte, auf der genau die Stationen der Reise mit entsprechendem Datum eingetragen sind. Außerdem findet sich zu Beginn ebenfalls eine Liste der Expeditionsteilnehmer sowie deren Aufgaben auf dem Schiff, was im Verlaufe des Buches zwar eigentlich nicht wichtig ist, mir aber bei der Zuordnung doch sehr geholfen hat, da es immer schwieriger wurde, die einzelnen Männer auseinander zu halten. Ganz hinten im Buch befinden sich nicht nur Literaturangaben, sondern auch mehrere Seiten mit Erklärungen zu den vielen Fachbegriffen, um die man im Buch nicht herum kommt, wie zum Beispiel Achtersteven, Chronometer, oder Pemmikan. Das Highlight sind allerdings die Originalfotos in der Mitte des Buches, aufgenommen vom Fotografen Frank Hurley, einer der Teilnehmer der Expedition. Der einzige Haken an den Fotos ist meiner Meinung nach, dass man kaum einen der Teilnehmer wirklich erkennen kann, was mich sehr interessiert hätte. Nur Shackleton ist auf einem Bild (daneben übrigens, wie ich herausgefunden habe, sitzt Hurley) und ich muss sagen, er entspricht tatsächlich genau meinen Vorstellungen. Irgendwie Cowboy-mäßig...

Das Buch beginnt mit einem Vorwort, in dem der Autor Alfred Lansing deutlich macht, dass sich die Ereignisse wirklich so zugetragen haben wie er sie beschreibt und erklärt auch, dass er original Tagebuchauszüge der Männer mit hinein genommen hat.

Dies stimmt schon einmal sehr gut auf das ein, was im Verlaufe des Buches folgt. Wüsste man nicht, dass es wahr ist, wäre es wahrscheinlich nur halb so eindrucksvoll.

Zuerst wird wie in einem Schnappschuss, die Aufgabe der Endurance beschrieben, kurz bevor sie untergeht. Dies ist nun wirklich ein beeindruckender Auftakt zum Roman. Alleine die Tatsache, dass die Männer von nun an von jeglicher Zivilisation abgeschnitten mit knappen Vorräten auf dünnen Eisschollen hausen sollen und das für mehrere Monate lässt das Schlimmste erwarten...

Danach geht es chronoligisch weiter, wobei der Autor auch auf die Vorbereitungen eingeht: Wie Shackleton überhaupt auf die Idee gekommen ist, wie er an Geld gekommen ist, der Bau des Schiffes und dessen Besonderheiten, die Suche nach Crewmitgliedern, ... Dabei wird schon klar, dass wir es bei Shackleton mit einem sehr speziellen Menschen zu tun haben. Ob jemand mit auf das Schiff gelassen wird oder nicht, hängt einzig und allein vom ersten Eindruck ab, den er auf den Leiter der Expedition macht. Was er für Qualifikationen hat ist eher nebensächlich. So wurde zum Beispiel ein Anthropologe als Meteorologe angeheuert, der dafür extra noch einen Kurs in Meteorologie belegen musste, weil er davon absolut keine Ahnung hatte.

Dann geht es endlich los. Zwischendurch kommt noch Blackboro, der erst 18 Jahre alt ist, als blinder Passagier dazu, was zu einem Wutausbruch Shackletons führt. So sind sie also 28 Mann, als sie mit der Endurance in das Packeis im Weddellmeer eindringen - und eingeschlossen werden. Einige Monate harren sie dort aus und warten darauf, dass das Eis sie wieder freigibt. Noch ist die Stimmung recht entspannt. Erst als die Endurance schließlich vom Eis zerschmettert wird, geht das Abenteuer erst richtig los.

Zu viel will ich jetzt auch gar nicht mehr verraten. Mich hat das Buch sehr beeindruckt. Alleine Shackleton als Person muss ein beeindruckender Mann gewesen sein. Seine Zukunftspläne zum Beispiel sahen so aus, dass er unbedingt viel Geld machen wollte, ohne jedoch einer regulären Arbeit nachzugehen. Die Antarktis sah er als so etwas wie seine Lebensversicherung an. Außerdem war er fest davon überzeugt, dass einMann mit starkem Willen und Durchhaltevermögen alles erreichen kann, weswegen es auch diverse Bücher á la "Was Manager von Shackleton lernen können" gibt. Er hat es sicherlich verstanden, seinen Männern Mut zu machen und Hoffnung zu geben. Das kam auch daher, dass sein eigener Optimismus ungebrochen blieb, was nicht nur aus seinen, sondern auch aus den Tagebüchern seiner Männer hervorgeht. Diese kurzen Passagen aus den persönlichen Tagebüchern haben mich besonders beeindruckt. Schon die Tatsache, dass sie unter diesen Bedingungen überhaupt geschrieben haben... Und dass die Bücher das überlebt habe. Mehrere Monate lang, während des Sommers, war nämlich die gesamte Ausrüstung, wie auch die Expeditionsmitglieder, grundsätzlich immer durchnässt oder zumindest feucht.

Was diese Männer für einen Mut und eine Verbissenheit bewiesen haben und unter welchen Bedingungen sie immer noch Hoffnung auf Rettung hatten, das kann man sich gar nicht ausmalen. Zwar wäre die Sache ohne Shackleton vermutlich nicht annähernd so gut ausgegangen, aber das ist mit Sicherheit kein Grund die anderen Männer nicht genauso zu bewundern.

Obwohl das eigentliche Ziel der Expedition also nicht erreicht wurde, haben die Männer ein Abenteuer erlebt, an das sich noch fast ein Jahrhundert später die Menschen erinnern. Wahrscheinlich wäre eine Durchquerung der Antarktis nur wenigen in Erinnerung geblieben. Mich hätte es sicher nicht so sehr beeindruckt.

635 Tage im Eis ist definitiv ein Buch, das ich nicht so schnell vergessen werde und das mich, vor allem am Ende, sehr bewegt hat. Mittlerweile bin ich geradezu davon besessen noch mehr über diese Fahrt herauszufinden, genug Literatur und Filmmaterial gibt es in jedem Fall.
Am Schönsten ist mit Sicherheit, dass diese Geschichte, obwohl sie von vorne bis hinten der Wahrheit entspricht, ein richtiges Happy End hat.

Nachdem das Buch jahrelang in meinem Keller gelegen hat bin ich geradezu überwältigt davon, was ich da für einen Schatz zu tage gefördert habe. Dieses Buch, die Geschichte, und die Männer von der sie erzählt werden mir auf jeden Fall noch lange im Gedächtnis herumspuken. Mein Lesehighlight dieses Jahr, das kann ich jetzt schon sagen!!!

Bewertung:

Samstag, 12. Dezember 2009

Juliet Marillier - Die Herrscher von Fortriu (Unter dem Nordstern II)


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Inhalt:
Nordbritannien im 6. Jahrhundert. Während der junge Pikten-König Bridei und seine Feenfrau Tuala die Geschicke ihres Volkes lenken und einen Angriff gegen die gälischen Unterdrücker planen, soll die seit ihrer Kindheit in Fortriu gefangene Prinzessin Ana gegen ihren Willen an den Fürsten von Dornwald verheiratet werden. Doch schon Anas Weg in ihre neue Heimat wird von dunklen Zeichen überschattet, und auch ihre Beschützer Faolan ist nicht, was er zu sein scheint. Als schließlich Krieg ausbricht, gerät Ana in einen schrecklichen Konflikt. Sie muss sich entscheiden zwischen ihrem Land und ihrer Liebe...

Meine Meinung:

"Die Herrscher von Fortriu" ist der zweite Band der Trilogie "Unter dem Nordstern". Während der erste Teil die Geschichte von Bridei und Tuala erzählte, geht es in diesem Buch nun um Ana und Faolan, außerdem kommen noch einige neue Figuren hinzu.

Schon im ersten Band konnte ich zu Ana eigentlich keine richtige Verbindung herstellen, in meinen Augen war sie einfach die typische Fantasy-Kitschroman Protagonistin, nicht etwa weil sie hüftlanges, goldenes Haar hat und auch sonst wunderschön ist, sondern weil ihr Charakter so blass und flach ist. Auf der einen Seite scheint sie ein zart beseitetes Mädchen zu sein, auf der anderen Seite ist sie eine Kämpferin, vor allem, wenn es um ihre Liebe geht. Das mag ja alles sein, aber ihre Unschuld dabei und dass sie einfach keine dunkle Seite zu haben scheint, keine schlechten Eigenschaften, machten sie mir eher unsympathisch als umgekehrt. Diese Figur jetzt als Hauptperson zu haben verhieß schon mal nichts Gutes und tatsächlich hat es bis zum Beenden des Buches drei oder sogar vier Anläufe gebraucht.

Bridei und Tuala habe ich geliebt und sie wochenlang nicht mehr aus dem Kopf gekriegt, aber die beiden kamen in diesem Buch viel zu kurz und wirkten auch eher nur noch wie platte Nebencharaktere. Auch Faolan, Brideis Leibwächter und guter Freund, hatte mir im letzten Band sehr gefallen. In diesem jedoch spielt er so schlecht den tragischen Helden, dass mir zwar die Tränen kamen, aber eher deswegen, weil sich meine Sympathie für ihn immer mehr verflüchtigte.

Dabei ist die Idee für die Geschichte eigentlich gar nicht so schlecht: Anas gefährliche Reise in eine unbekannte Zukunft, ihr zukünftiger Ehemann, der ein dunkles Geheimnis hat und einen mysteriösen Gefangenen, der dunkle Schatten eines unmittelbar bevorstehenden Krieges und Anas Aufgabe dabei. Die Umsetzung gleicht allerdings eher einem extrem kitschigen Liebesroman als einem historischen Fantasyroman. Das hat mich dann doch sehr enttäuscht. Zwar spielen Liebesgeschichten in allen Büchern von Juliet Marillier, die ich bisher gelesen habe, eine zentrale Rolle, aber noch nie ist es mir so übertrieben vorgekommen. Auch mit dem Auserwählten, für den Ana alles aufs Spiel setzen würde und über den ich jetzt nicht ausführlich schreibe, weil ich sonst zu viel vorweg nehmen würde, wurde ich nicht warm.

Gegen Ende, als der Fokus eher wieder auf Bridei und seinen Krieg gelenkt wurde, gefiel mir das Buch wieder ein bisschen besser, aber das konnte die Enttäuschung leider auch nicht ausgleichen. Direkt nach dem Lesen habe ich noch 2 von 5 Punkten gegeben, aber mittlerweile habe ich es auf einen heruntergestuft. Die Erinnerungen an die Geschichte sind mittlerweile nämlich schon wieder verblasst und es bleibt eigentlich nur das Gefühl der Enttäuschung, wenn ich das Buch ansehe.

Trotz allem werde ich dem dritten Band eine Chance geben. Wer weiß, vielleicht ist es ja einfach ein Hänger in der Mitte...

Bewertung:

Dave Barry / Ridley Pearson - Peter und die Sternenfänger


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Inhalt:
Als Peter noch im Sankt-Norbert-Heim gewohnt hat, war er der Anführer der Waisenjungen, weil er der älteste war - zumindest hat er das immer behauptet. Und weil er am weitesten spucken konnte. Nur geholfen hat ihm das am Ende nicht wirklich. Er und vier andere Jungen werden nämlich kurzerhand auf ein altes, stinkendes Schiff, die Niemalsland, gesteckt, die sie als Diener zu einem tyrannischen König nach Rundoon bringen soll. Aber auf dem Schiff geht es nicht mit rechten Dingen zu. Warum ist ausgerechnet auf diesem wurmzerfressenen Kahn die Truhe mit dem angeblich größten Schatz der Welt? Und was versteckt Molly, die hübsche Tochter eines reichen Diplomaten vor Peter?

Meine Meinung:


Die Geschichte von Peter Pan kennt wohl jeder. Aber wie kam es überhaupt dazu, dass ein ganz normaler Waisenjunge zu einem fliegenden Feenfreund wurde, der nie erwachsen wird? Das wird in diesem Roman endlich aufgeklärt - auf sehr unterhaltsame Weise.

Größtenteils spielt diese Geschichte auf dem offenen Meer und springt immer zwischen drei Schiffen hin und her: Dem verhältnismäßig kleinen und heruntergekommenen Boot, auf dem sich Peter, die Waisenjungen und die geheimnisvolle Molly befinden, dem prächtigen Schiff auf dem Maggies Vater, ein Diplomat, reist, und natürlich dem Piratenschiff von Kapitän Schwarzbart.

An Bord des Diplomatenschiffes soll sich ein Schatz befinden, den der Piratenkapitän besitzen will. Deshalb kommt es zu einer Verfolungsjagd. Das hat mich sehr an "Fluch der Karibik" erinnert, denn die Mannschaft des Diplomatenschiffes denkt, sie hätten das schnellste Schiff überhaupt, doch dann ist das Piratenschiff doch schneller. Allerdings nicht, weil es ein Geisterschiff ist, sondern weil es sich sehr spezielle Segel hat anfertigen lassen. Was für welche will ich jetzt nicht verraten, aber es war mit Sicherheit die lustigste Stelle im ganzen Buch. Überhaupt gibt es sehr viele witzige Dialoge - vor allem zwischen Smee und Kapitän Schwarzbart - und Stellen, bei denen man einfach mal laut lachen kann. Auch Mollys Gespräche mit den Delfinen sind teilweise sehr komisch.

Zwar merkt man, dass dieser Roman eher für jüngere Leser geschrieben ist, aber das stört kein bisschen. Ganz im Gegenteil, denn so kann man sich auch als älterer Leser wieder in seine Kindheit zurück versetzt fühlen und ein bisschen Träumen. Eben ganz wie auch bei der ursprünglichen Peter Pan Geschichte.

Sehr schön fand ich die Illustrationen zwischendurch. Vor allem an der oben beschriebenen Szene der Verfolgungsjagd helfen sie dabei, einem dabei, sich das ganze Geschehen noch einmal vor Augen zu führen. Normalerweise bin ich kein Fan von Bildchen in einem Roman, da ich mir alles lieber selbst vorstelle und auf den Illustrationen alles meistens anders aussieht und mir den Spaß eher verdirbt, weil ich dann das Gefühl habe, ständig umdenken zu müssen. Das war hier nicht der Fall, da zumindest ich das Gefühl hatte, dass die Personen tatsächlich nur so aussehen können, wie auf den Bildern. Da haben Autor und Illustrator wirklich sehr gut zusammengearbeitet!

Um am Schluss die Frage zu beantworten, ob dieses Buch wirklich an die Geschichte von Peter Pan und Wendy anschließt: Ich weiß es nicht genau. Ich habe Peter Pan nie gelesen, sondern nur Filme gesehen. Viele Fragen werden tatsächlich geklärt, zum Beispiel wie aus Schwarzbart Hook wird, aber ich hatte auch das Gefühl, dass manche Dinge nicht ganz übereinstimmen. Da könnte ich mich allerdings auch täuschen...

Insgesamt war das Buch wirklich schön zu lesen und hat mir einige amüsante Lesestunden bereitet.

Bewertung: 4/5

Samstag, 3. Oktober 2009

Jodi Picoult - Das Herz ihrer Tochter


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Inhalt:
June Nealon war eine glückliche Frau. Bis Shay Bourne in einem einzigen Augenblick ihrem Glück ein Ende bereitete. Für den Mord an ihrem Mann und ihrer ersten Tochter erwartet Bourne nun die Todesstrafe. Doch mit einer ungeheuerlichen tat will er das Leben ihrer zweiten Tochter retten und alles wieder gutmachen.

Meine Meinung:
Was ich gleich schon am Anfang sagen kann ist: Wer eine herzzereißende Mutter-Tochter-Beziehungsgeschichte erwartet wird definitv enttäuscht. Was laut des Klappentextes die Haupthandlung des Romans zu sein scheint ist in Wirklichkeit ein Nebenstrang der Geschichte, die sich eigentlich zum größten Teil um Shay Bourne und drei Charaktere, Maggie, Michael und Lucius, die in der Inhaltsangabe gar nicht erwähnt werden, dreht.
Wenn man sich damit abgefunden hat, liest sich das Buch eigentlich doch ganz gut, denn die Geschichte ist durchaus mitreißend und spannend und auch sehr gut geschrieben. Auch über so manche Ereignisse, die übersinnlich zu sein scheinen, lässt sich hinweglesen. Doch wenn dann in der Mitte angefangen wird, über Religion und die gnostischen Evangelien zu diskutieren, fragt man sich doch, ob man nicht im falschen Film bzw. Buch gelandet ist. Und dieser Mittelteil zieht sich wirklich unendlich lange hin, was auch durch mehrmalige Wiederholungen der Erkenntnisse und Theorien nicht besser wird. Danke, aber ich hab es schon beim ersten Mal verstanden.
Gegen Ende nimmt die Geschichte wieder etwas Schwung auf und es liest sich wieder leichter. Ein paar erstaunliche Wendungen am Schluss runden das Ganze doch noch ganz gut ab.
Die Figuren sind mir aber leider recht blass geblieben. Da hat Jodi Picoult mit Vorurteilen gespielt ohne Ende. Die Anwältin, die "dick" ist und deswegen kein Glück in der Liebe, dafür aber ein Häschen namens Oliver hat, der Priester, der eher aussieht wie ein Motorrad fahrender Student, und die Mutter, die nur aus Hass gegen den Mörder besteht und die sonst überhaupt keine Persönlichkeit hat. Allein die beiden Häftlinge Shay und Lucius sind mir ein bisschen näher gekommen. Vor allem Lucius, obwohl auch er als Aidskranker Schwuler ja so einige Vorurteile bestätigt.
Mir kam es die meiste Zeit so vor, als hätte die Autorin einfach zu viele Ideen gehabt, und wollte sich partout nicht von ihnen trennen, obwohl der Geschichte eine Diät vermutlich gut getan hätte...
Insgesamt war es ein eher langweiliges und durchschnittliches Leseerlebnis. Dabei hatte ich mir nach der Leseprobe von meinem ersten Picoult-Roman doch etwas mehr erhofft. Am Schlimmsten fand ich glaube ich den ständigen Perspektivenwechsel und die Seitenlangen Diskussionen über Religion, obwohl mich da das Thema an sich interessiert, aber es hatte meiner Meinung nach in diesem Buch einfach nichts zu suchen. Grundsätzlich mag ich es, wenn Bücher mich überraschen, aber wenn die Geschichte so völlig anders ist, als es im Klappentext angedeutet wird, komme ich mir auch ein bisschen veralbert vor.

Bewertung: 2/5

Sonntag, 23. August 2009

Alexandra Potter - Me and Mr Darcy (Ein Mann wie Mr Darcy)



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Inhalt:

Emily Albright ist die Managerin eines kleinen Buchladens in New York. In ihrem Beruf ist sie sehr erfolgreich, was Männer angeht eher weniger. Vielleicht liegt es daran, dass sie lieber zuhause bleibt und liest, als auszugehen, oder dass sie jeden Mann, der ihr über den Weg läuft, mit ihrem Traummann Mr Darcy aus Jane Austens "Stolz und Vorurteil" vergleicht. Ihre Freundin Stella hat bald genug davon und will Emily dazu überreden über Silvester nach Mexico zu fliegen, um dort in den Clubs jemanden kennenzulernen. Glücklicherweise hat Emily schon andere Pläne: Eine Tour durch England auf den Spuren von Jane Austen. So verbringt sie eine Woche lang mit vielen älteren Damen, einem ätzenden Journalisten namens Spike, und tatsächlich auch Mr Darcy.

Meine Meinung:

Von der ersten Seite an war mir Emily sympathisch. Sie ist Managerin eines Buchladens, liest gerne und viel und hat Humor. Die Meinung, dass Mr Darcy der Traummann schlechthin ist, teile ich zwar nicht unbedingt, aber das tut der Geschichte keinen Abbruch.
Auch ihre Entscheidung lieber eine Woche in England zu verbringen bei einer Literaturtour, als eine Woche in den Clubs des heißen Mexico kann ich nachvollziehen.
Allein schon die Idee ein Buch darüber zu schreiben, dass eine Person einen Buchcharakter trifft finde ich toll, wenn es dann noch so gut umgesetzt wird, finde ich das noch besser.
Die ganze Geschichte ist zugegebenermaßen sehr vorhersehbar, vor allem, da unter all den alten Frauen bei der Tour genau ein Mann ist und die Geschichte auch noch praktisch eine moderne Version des Romans von Jane Austen ist. Wer also "Stolz und Vorurteil" gelesen hat, wird viele Parallelen erkennen, schon bevor Emily sie bemerkt.
Was mir wahrscheinlich am besten gefallen hat, war der Schreibstil. Wobei ich glaube, dass dies kaum in die deutsche Übersetzung übernommen werden kann, zumindest nicht so schön wie es im englischen Original ist. Das liegt vor allem daran, dass es oft darum geht, dass Emily Amerikanerin ist mit dem entsprechenden Akzent und es im britischen viele Wörter gibt, die einfach vollkommen anders sind. Wer also kann, dem empfehle ich, die Originalausgabe zu lesen.
Obwohl das Ende vorhersehbar war, fand ich es doch sehr gelungen und sehr schön umgesetzt. Vor allem die "Botschaft", die dahintersteckt ist eindeutig: Leseratten, haltet euch in manchen Dingen doch lieber an die Wirklichkeit!
Alles in allem ist "Me and Mr Darcy" zwar keine anspruchsvolle Literatur, aber trotzdem gute Unterhaltung. Witzig, romantisch und für Fans von "Stolz und Vorurteil" eigentlich ein Muss.

Bewertung: 5/5

Freitag, 21. August 2009

Liza Marklund - Kalter Süden


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Inhalt:

Marbella, Stadt der Superreichen, Millionärsvillen wie Hochsicherheitstrakte. Plötzlich erschüttert ein tödlicher Giftgasanschlag die Idylle der VIPs. Opfer sind der schwedische Eishockey-Star Sebastian Söderström und seine Familie. Die spanische Polizei gibt bald auf, in Schweden aber hält das Entsetzen an. Die Journalistin Annika Bengtzon übernimmt die Berichterstattung und lässt nicht locker. Hinter den prächtigen Fassaden stößt sie schließlich auf eine Parallelwelt aus Hass, Gier und Verbrechen.

Meine Meinung:
Dass dies mein erstes Buch von Liza Marklund ist, war gleichzeitig mein größtes Problem damit. Ständig wurden Andeutungen gemacht, die auf die vorigen Bände verweisen, die gesamte Ausgangssituation, in der Annika ist, baut auf ihre Vorgeschichte auf und das ist an vielen Stellen ganz schön verwirrend.
Verwirrend ist auch der Beginn des Romans. Mehrere Geschichten werden scheinbar sinnlos aneinander gereiht. Zuerst wird ein Überfall beschrieben, dann eine Geschichte über eine "Prinzessin im Schloss über den Wolken" , als nächstes eine Eilmeldung über ein "Wiederaufnahmeverfahren in Dreifachmord" und schließlich sitzt man mit Annika in der Redaktion im Büro ihres Vorgesetzten. Der Anfang ist also auf jeden Fall sehr spannend, weil man einfach weiterlesen muss, da man sich natürlich fragt, wie hängen all diese verschiedenen Handlungsstränge zusammen? Dennoch gestaltet sich der Einstieg schwierig, weil so viele Informationen auf einen einprasseln. Ich musste teilweise in der Mitte des Buches nochmal zurückblättern, um mir Details wieder ins Gedächtnis zu rufen.
Sobald ich mich aber einigermaßen in Annikas Geschichte eingefunden hatte und gelernt hatte, darüber hinwegzusehen, dass mir viel Vorwissen fehlte, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Obwohl Annika oft sehr direkt und unfreundlich ist und ihre schlechte Laune meist an anderen auslässt, mochte ich sie einfach sofort. Sie ist definitiv eine geniale Journalistin, auch wenn sie ihren Vorgesetzten mit ihren Alleingängen oft zur Verzweiflung treibt - es kommen immer gute Stories dabei heraus. In ihrem Beruf ist sie beinahe unschlagbar, auch wenn sie sich nicht an die Regeln hält. In ihrem Privatleben sieht es anders aus, das liegt praktisch in Trümmern. Es geht kaum anders, als gleichzeitig Mitleid mit ihr zu haben und sie zu bewundern. Vor allem für ihren Mut, denn sie ermittelt oft spontan, auf eigene Faust und in extrem gefährlichen Situationen.
Ansonsten gibt es eigentlich keine weiteren Hauptpersonen, trotzdem sind auch die anderen Figuren gut charakterisiert und haben ihre positiven wie auch negativen Seiten. Es gibt kein schwarz und weiß, sondern eine sehr breite Palette von Grautönen. Das macht die Geschichte auch sehr spannend, denn man weiß eigentlich bei keiner der Personen, woran man wirklich ist.
Der Ausgang der Geschichte war für mich absolut unvorhersehbar. Ich wäre wirklich nie darauf gekommen, dass es so enden würde. Natürlich will ich hier jetzt nichts darüber verraten, aber es war logisch, gut gemacht und wurde kurz vor Ende noch einmal wirklich aufregend.
Hätte mich das alles noch nicht überzeugt, der Schreibstil hätte es endgültig getan. Die Sprache ist locker, flüssig und vor allem nicht gekünstelt. Liza Marklung benutzt auch mal Schimpfwörter, einfach aus dem Grund, weil es zu ihrer Protagonistin Annika Bengtzon passt. So entsteht kein Bruch zwischen dem Erzählstil und der Geschichte.
"Kalter Süden" von Liza Marklung war eines meiner Highlights nicht nur diesen Monat, sondern dieses Jahr, die anderen Bände stehen schon auf meiner Wunschliste. Es lohnt sich auf jeden Fall, dieses Buch zu lesen, auch wenn ich empfehlen würde, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, weil ich denke, dass sich dann viele Verständnisprobleme, die ich hatte, von selbst lösen.

Bewertung:
5/5