Montag, 25. Juli 2011
Lilach Mer - Der Siebte Schwan
Inhalt:
Schleswig-Holstein im Jahr 1913: Die vierzehnjährige Mina lebt mit ihren Eltern auf einem einsamen Gutshof. Ihr liebster Zeitvertreib ist es, auf dem Dachboden zur Melodie einer halbzerbrochenen Spieluhr zu tanzen.
Diese Uhr jedoch birgt ein Geheimnis, das Minas Welt für immer auf den Kopf stellt und sie auf eine Reise schickt, auf der die Sagen des Nordens und die Magie der Freundschaft lebendig werden.
(Klappentext)
Meine Meinung:
Dieses Buch habe ich wieder einmal bei einer autorenbegleiteten Leserunde auf leserunden.de gelesen. Aufmerksam geworden bin ich darauf durch den Heyne-Schreibwettbewerb, bei dem Lilach Mer mit diesem Roman unter den fünf Finalisten war.
„Der siebte Schwan“ ist definitiv kein „gewöhnliches“ Fantasybuch, sondern gleicht eher einer Reise in die Welt der Märchen. Es basiert zwar auf der Geschichte der „Sieben Raben“ der Gebrüder Grimm (ein Märchen, das ich noch nicht kannte), bringt jedoch auch noch eine ganze Reihe anderer Elemente aus Märchen und Sagen (nicht nur) aus dem Raum Schleswig-Holstein mit ein. Es ist durchaus vorteilhaft und empfehlenswert, sich ein wenig genauer mit Märchen und darin vorkommenden Symbolen zu beschäftigen, wenn auch kein Muss. Auf der Homepage der Autorin gibt es im Übrigen sehr viele informative und interessante Artikel zum Buch und den Hintergründen.
Damit komme ich auch gleich schon zum ersten großen Pluspunkt an diesem Buch: Man kann es bestimmt mehrmals lesen und trotzdem noch auf Details und Kleinigkeiten stoßen, die einem vorher nicht aufgefallen oder nicht wichtig erschienen sind. Die Geschichte quillt beinahe über vor Symbolen und Andeutungen, eine wahre Freude für jeden Deutschlehrer, denke ich. Ohne die zusätzlichen Informationen und Tipps, mit denen Lilach uns während der Leserunde immer wieder versorgt hat, wäre mir wohl die Hälfte des Inhaltes des Romans verborgen geblieben. Das hätte meine Begeisterung für dieses Buch wohl kaum geschmälert, allerdings war der Lesegenuss so natürlich um Einiges größer.
Besonders hervorheben möchte ich hier noch mal die so genannten „Zinken“, die als Kapitelüberschriften dienten. Wie auf Lilachs Homepage nachzulesen ist, waren diese früher als Wegweiser gedacht und konnten alle möglichen Informationen enthalten. Wenn man sie denn lesen konnte. Und wenn man sie lesen kann, geben sie im Buch zumindest schon einen kleinen Hinweis darauf, was als nächstes passieren wird. Ein wunderschönes Extra.
Das absolute Highlight an diesem Buch ist der wunderbare, märchenhafte Schreibstil. Eigentlich kann man das gar nicht beschreiben und ich müsste ein Zitat als Beispiel bringen. Das würde aber bedeuteten, dass ich mich für eines entscheiden müsste – geht nicht. Also kann ich nur sagen, dass es mir selten passiert – und dabei habe ich eigentlich eine sehr lebhafte Fantasie -, dass mir die beschriebenen Bilder und Szenen so klar vor Augen stehen. Besonders deutlich in Erinnerung ist mir eine Stelle geblieben, in der ein Dorf beschrieben wird (in dem Minas Tante lebt), das in der Mittagshitze träge vor sich hinschlummert. Da spürt man sogar an einem Regentag die Hitze förmlich auf der Haut…
Des Weiteren haben mir die Protagonisten sehr gefallen, vor allem Mina und der Kater Tausendschön sind mir sehr ans Herz gewachsen. Mina ist eine so sympathische Heldin, dass man gar nicht anders kann, als mit ihr zu fühlen und zu leiden, während sie immer neue Gefahren übersteht und Hindernisse überwinden muss auf ihrer Reise, wobei sie immer mehr Opfer bringen muss. Absolut glaubwürdig wird ihre Entwicklung beschrieben, von einem etwas naiven, behüteten Mädchen aus gutem Hause zu einer mutigen jungen Frau, die ihren eigenen Weg geht. Dabei wirken ihre Handlungen und Entscheidungen nie unglaubwürdig. In so manch anderem Roman ist es mir schon negativ aufgefallen, wie selbstverständlich die eigentlich anfangs ahnungslosen Helden und Heldinnen plötzlich ihren Weg finden und aus unerfindlichen Gründen genau wissen, was sie tun müssen. Mina weiß es nicht, sie ist sich nicht einmal sicher, was sie am Ziel erwarten wird. Sie nimmt auch mal einen falschen Abzweig, geht Umwege oder landet in einer Sackgasse – was sie nicht daran hindert immer weiter zu gehen.
Meine Lieblingsfigur war aber tatsächlich der Kater Tausendschön, der weniger Kater als edler Herr war, manchmal auch etwas eingebildet, dann wieder sehr verspielt – wie Kater eben so sind. Zwischen all den teilweise sehr dramatischen, traurigen und schrecklichen Ereignissen hat er die Stimmung immer wieder etwas aufgelockert und ich habe mich jedes Mal sehr gefreut von ihm zu lesen.
Daneben gibt es aber noch viele, viele andere faszinierende Figuren und Gestalten, die die Geschichte vorantreiben und ihr immer wieder überraschende Wendungen geben.
Das Buch ist auf jeden Fall auf meine Liste der Lieblingsbücher 2011 gewandert, weil es mich einfach von der ersten Seite an mitgerissen hat. Am besten liest es sich an einem freien Wochenende in einem Rutsch und am besten draußen in der Sonne. Auf dieses Buch muss man sich wirklich hundert Prozent und mit allen Sinnen einlassen, um nichts zu verpassen.
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Lieben Dank, Sophie! Die Leserunde mit Euch war auch für mich wunderbar und hat mir viel Spaß gemacht. Ein super Grund auch, sich für das nächste Buch zu motivieren, damit ich bald wieder mit Euch lesen kann!
AntwortenLöschenAlles Liebe,
Lilach
PS. Ich packe Deinen Blog mal gleich in meine "Schöne Seiten"-Liste, nicht ... ;-)