Inhalt:
Die bedeutendsten Vertreter der Archäologie
Dichter und Künstler, höhere Töchter und "Mannweiber", Sturköpfe und verschrobene Käuze: Seit die Archäologie die Zeugnisse vergangener Kulturen untersucht, hat sie immer wieder außergewöhnliche Persönlichkeiten hervorgebracht.
Dieses spannende Lesebuch stellt über 40 der wichtigsten Archäologinnen und Archäologen vor.
Ihre Lebensgeschichten spiegeln wider, wie aus profitgierigen Schatzgräbern ernsthafte Forscher wurden und wie die Archäologie sich zur Wissenschaft entwickelte.
(Klappentext)
Meine Meinung:
„Die berühmten Archäologen“ ist eine Zusammenstellung von Kurzbiografien bekannter und weniger bekannter Archäologen vom 15. Jahrhundert bis heute, wobei das Hauptaugenmerk auf dem 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts liegt. Das hängt damit zusammen, dass die Archäologie erst im 19. Jahrhundert richtig populär wurde, außerdem sind nur bereits verstorbene Archäologen vorgestellt.
Was mich persönlich besonders gefreut hat ist, dass es entgegen der allgemeinen Meinung auch damals schon viele Frauen in der Archäologie gegeben hat. Laut eigener Aussage im Vorwort hatte die Autorin erst vorgehabt ein Buch nur über Archäologinnen zu schreiben, befand dann aber, dass es zwischen den Wissenschaftlern so viele Beziehungen und Beeinflussungen gab, dass man sie unmöglich einfach nach Geschlechtern trennen konnte. Die Autorin spricht allerdings mit sehr deutlichen Worten, wenn es darum geht, wie Frauen immer wieder Steine in den Weg gelegt wurden, wenn sie sich in dieser Wissenschaft behaupten wollten. Am meisten hat sich ein Satz in meinem Gedächtnis eingebrannt:
Wie in allen Disziplinen hatten es Frauen im 19. und frühen (?) 20. Jh. schwer, sich im Fach zu behaupten, doch deswegen haben sie ihren Lebenstraum nicht aufgegeben.
Ob das Fragezeichen da an der richtigen Stelle steht, werde ich wohl früher oder später herausfinden…
Obwohl die Autorin an dieser Stelle sehr eindeutig Partei bezieht, hält sie sich im Rest des Buches damit wiederum extrem zurück. Jede einzelne Person wird sowohl mit Stärken als auch mit Schwächen behandelt, alles immer von beiden Seiten beleuchtet. Das hat mir sehr gut gefallen. Zum Beispiel wird Schliemann als unmögliche Persönlich dargestellt, verträumt, verlogen und dickköpfig. Gleichzeitig ist es der Autorin sehr wichtig zu betonen, was er für die Archäologie geleistet hat.
Dabei geht es bei kaum einem Archäologen darum, was er oder sie gefunden hat; das Hauptaugenmerk liegt auf der Arbeitsweise an sich, der Persönlichkeit und dem Lebensweg der Archäologen. Immer wieder beschreibt die Autorin auch lustige Anekdoten und auch viele Zitate der Personen selbst oder über diese sind zu finden. Hier ein paar meiner Lieblinge:
Es ist mir, als tauchten überall Erinnerungen in mir auf, […] es klingen überall Töne an meine Seele, denen ein verwandter Ton aus meinem Inneren antwortet.
Sibylle Mertens-Schaaffhausen über ihre Beziehung zur Antike
Seine Farbe und sein Geschmack sind selbst für mich fast zu viel. Wenn man es kocht, hat man drei Gänge in einem: Suppe, Fisch und Gemüse.
William Matthew Flinders Petrie über das Wasser in Tell el-Hesi
Mir ist im Ganzen eine alte Mauer lieber als ein blühender Mandelbaum – aber der Geschmack ist verschieden.
Robert Koldewey
Bücher schreiben ist leicht, es verlangt nur Feder und Tinte und das geduldige Papier. Bücher zu drucken ist schon schwerer, weil das Genie sich erfreut unleslicher Handschrift. Bücher zu lesen ist noch schwerer – von wegen des Schlafs. Aber das schwierigste Werk, das ein sterblicher Mann bei den Deutschen auszuführen vermag ist: Zu verkaufen ein Buch.
Memo auf der Kladde, in der Robert Forrer seine Buchverkäufe verzeichnete
Und mein persönlicher Favorit stammt von Agatha Christie, die in zweiter Ehe mit dem Archäologen Max Mallowan verheiratet war und ihn zu vielen seiner Ausgrabungen begleitet hat:
Ich liebe Leichen und Tote.
Agathas Antwort auf Max’ Frage, ob sie sich an seinem Beruf störe
Von Agatha Christie habe ich bisher noch nichts gelesen, aber dieses Buch hat mich davon überzeugt, das dringend zu ändern. Nicht nur, weil sie mir ausgesprochen sympathisch war, sondern auch weil sie in ihren Büchern viele Erfahrungen von den Grabungen verarbeitet und unter anderem auch die eine oder andere reale Person.
Insgesamt gab es einige Archäologen, die ich wirklich liebend gerne kennen gelernt hätte, andere wiederum waren mir so unsympathisch, dass ich wahrscheinlich einen weiten Bogen um sie machen würde. Im Grunde ist das Einzige, was all diese im Buch aufgeführten Personen verbindet, ihre Liebe zur Archäologie. Und die Tatsache, dass sie alle sehr schräge Persönlichkeiten waren. Vielleicht ist es so, dass jeder Mensch irgendwelche Macken hat, aber bei diesen ist es mir besonders aufgefallen, was ich sehr lustig fand.
Das Buch hat mir unglaublich gut gefallen, was ich so gar nicht erwartet hätte. Eigentlich hatte ich es eher als Nachschlagewerk gekauft und um mich über die Archäologen zu informieren, die die Prähhistorische Archäologie als Schwerpunkt hatten. Und dann habe ich es doch wie einen Roman in einem Rutsch gelesen und förmlich verschlungen. Es ist aber auch wirklich informativ und gleichzeitig sehr schön aufgemacht. Jede/r hat von der Autorin einen persönlichen Titel verliehen bekommen (z.B. „Ritter aus Leidenschaft“, „Zwischen Mumien und Dosensuppe“, oder „Medusa entdeckt die Römer“), dann werden die wichtigsten Daten stichpunktartig genannt, bevor der eigentliche Text kommt. Dieser ist immer wieder gespickt mit besagten Anekdoten und Zitaten, aber auch anderen wissenswerten Texten wie zum Beispiel ein Exkurs über Homer oder Moorleichen. Am Schluss fasst die Autorin dann noch einmal die Leistungen der betreffenden Person für die Wissenschaft zusammen.
Der einzige Grund, warum dieses Buch von mir keine vollen fünf Sterne erhält ist der, dass ich die knapp zwanzig Euro für ein 200 Seiten dickes Buch etwas überteuert finde, zumal sich auch der eine oder andere gravierende Tippfehler eingeschlichen hat (Geburts- und Sterbedatum von Johanna Mestorf: 1928 und 1909).
Alles in allem aber wirklich ein sehr empfehlenswertes und unterhaltsames Buch auch für Menschen, die sich vielleicht eher weniger für die Archäologie selbst interessieren.
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