Dienstag, 18. August 2009

Heinrich Böll - Ansichten eines Clowns


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Inhalt:
Hans Schnier stammt aus einer reichen Familie, wird aber immer mehr zum Außenseiter. Er geht von der Schule ab, ohne Abitur zu haben, läuft mit Marie weg und lebt in einer nicht legalisierten Ehe mit ihr und statt einen "ordentlichen" Beruf zu lernen wird er Clown. Nach sechs Jahren verlässt Marie ihn und heiratet einen Katholiken. Hans kann sich damit nicht "wie ein Mann abfinden" und landet schließlich auf der Straße.

Meine Meinung:
Wieder mal eine Schullektüre, die mich sehr positiv überrascht hat. Das heißt eigentlich hatte ich ja die freie Wahl, es sollte nur ein Gesellschaftsroman aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts gelesen werden. Darunter konnte ich mir allerdings nichts besonders Vielversprechendes vorstellen. Ich wurde auch noch vor dem Lesen gewarnt, dass das Buch schrecklich langweilig und zäh sei. War es aber gar nicht. Ich muss zugeben, dass es manche Stellen gab, wo ich mich durchgequält habe und das Buch am liebsten weggelegt hätte, aber ich wurde schon nach wenigen Seiten wieder für mein Durchhalten belohnt mit witzigen und/oder interessanten Szenen. Am besten haben mir die Telefonate gefallen, die Hans geführt hat, unter anderem weil sie sehr lustig waren und ich fand es eine tolle Idee, dass Hans die Menschen durchs Telefon riechen konnte (mich würde mal interessieren, wieso? Hat das einen bestimmten Grund?).
Hans ist ein sehr sympathischer Protagonist, vor allem, weil man einfach Mitleid mit ihm haben muss. Er hat scheinbar niemanden mehr, der sich um ihn kümmert und wird von allen verstoßen. Zwar versinkt er fast in Selbstmitleid, aber er scheut sich auch nicht, den Leuten, die ihn so behandeln, seine Meinung über sie mitzuteilen. Mir hat es auch gut gefallen, dass der Roman in der ersten Person geschrieben ist. So kamen seine Gefühle noch besser herüber und da er ein Clown ist, waren auch viele seiner Kommentare zu Personen oder Ereignisse sehr lustig.
Trotzdem ist die Geschichte an sich eher deprimierend und traurig, wobei ich aber fand, dass es durch die lustigen Szenen einigermaßen ausgeglichen war.
Über die Zeit an sich, ich denke der Roman spielt Anfang der 60er, erfährt man nebenbei auch so einiges, größtenteils dreht es sich natürlich um Katholiken und Protestanten und Nichtgläubige, aber Religion war eben damals für die Menschen noch ein viel wichtigerer Bestandteil des Lebens. Und natürlich kommt man nicht daran vorbei, dass damals noch richtig viel geraucht wurde. Es hat mich ziemlich gestört, dass ständig alle geraucht haben, aber das war damals eben so.
Nach dieser Lektüre bin ich mir sicher, dass ich von Böll noch mehr lesen werde.

Bewertung:
3,5/5

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